André Uzulis, Hans Fallada, Biografie. Steffen Verlag

Eine gut recherchierte Biografie, die trotz ihrer überpeniblen Genauigkeit nicht trocken oder langweilig wirkt. Fallada, mit bürgerlichem Namen Rudolf Dietzen (1993 -1947) lebte wahrlich in schweren Zeiten. Als Sohn eines gutbürgerlcihen Beamten (Richter) rebellierte er in der Jugend gegen ihn und das allzu geregelte Leben, plante mit einem Freund einen Doppelselbstmord, wobei er den Freund erschoss und sich selbst schwer verwundete. Dem ersten Aufenthalt in einer Nervenklinik sollten bis zu seinem Tod noch unzählige folgen. Alkohol- und Morphiumsucht machten ihm das Leben zeitweise zur Hölle, aus der ihn nur eines rettete: Schreiben, schreiben, schreiben. Gefängnisaufenthalte – er hatte Geld unterschlagen, um sich Morphium zu beschaffen – nutzte er für einen Entzug, der nicht lange anhielt. Seine Ehe mit Anna Dietzen war die ersten Jahre recht glücklich, weil sie sich ihm unterordnete und seine häufigen Zornausbrüche verzieh. Dann hatte es den Anschein, dass er zu sich fand. Seine Bücher hatten manchmal große Erfolge, dann wieder wurden sie von der Kritik in Grund und Boden gestampft. Doch der Verleger Ernst Rowohlt half ihm, so viel und oft er konnte. Auch in der schwierigen Zeit des Nazionalsozialismus. Da „lavierte“ sich Hans Fallada durch, biederte sich an, zog sich zurück – er wollte nur eines: unbehelligt schreiben. Als Ernst Rowohlt emigrierte und der Verlag beschlagnahmt wurde, bekam Hans Fallada die ganze Härte der Nazibürokratie zu spüren. Doch er verließ Deutschland dennoch nicht. Nach Kriegsende ließ er sich von den Russen, die er als „Befreier“ bezeichnete, vor den Werbekarren spannen, hatte mit seinem letzten Werk „Jeder stirbt für sich allein“ nochmals einen großen Erfolg. Doch da war er körperlich und geistig schon am Ende – er stirbt in einer Nervenklinik. Der Autor schreibt: an einer Überdosis Schlafmittel, die ihm seine 2. Frau Ulla unwissentlich verabreicht hat. Sehr mysteriös.

Seine Werke: „Kleiner Mann was nun?“, „Wer einmal aus de Blechnapf frißt“ und „Jeder stirbt für sich allein“ gehört zum Besten, was in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde. Fallada schildert minutiös die Ängste, kleinen Freuden, Bedrohungen im Alltag, Neid, Hass – eben das Leben „von unten“, das er aus eigener Erfahrung bestens kannte.