Angelin Preljocajs B allett „Snow White“ (Schneewittchen) im Festspielhaus St. Pölten

Ich bekenne mich zum narrativen Ballett! Und daher war meine Begeisterung groß! Dieses Ballett ist einfach wunderbar. Wunder – bar, voller Wunder mit Mut zu Emotionen.

Aber nun in Details: Mit dem Vorteil dass dieses Märchen allen bekannt ist, kann sich Preljocaj alle nur erdenklichen Fantasien, Erotik, Traumvisionen und verrückte Einfälle erlauben: „Als ich die 7 Zwerge als Bergarbeiter über eine Felswand herunterpurzeln ließ, meinten alle: Du bist verrückt!“  sagte er mit liebenswürdigem Selbsthumor. Und das ist er -herrlich verrückt, man folgt seinen Einfällen mit offenem Mund und klopfendem Herzen. Das Märchen entwickelt sich auf mehreren Ebenen: Da ist einmal die Geschichte selbst, dann die Choreografie, dann die Musik -meist aus Mahlers Symphonien – dann das intensive Bühnenbild mit der wunderbaren Lichtregie und nicht zuletzt die Kostüme von Jean Paul Gaultier. Das Enfant Terrible in der Mode hat hier sich alle Fantasien geleistet: Schneewittchen im schlichten weißen Wickelschal, der zwischen den Beinen durchgezogen ist und reichliche Einblicke gewährt, die Stiefmutter in einem martialisch-aggressiven Kriegerkostüm als Bösartige, die mit Zärtlichkeit und Erotik Schneewittchen tötet. Eine Szene wird mir wohl viele Jahre im Gedächtnis bleiben: Die Stiefmutter schwebt als schwarzer Racheengel von oben auf das auf dem Boden liegendes Schneewittchen. Der Tötungsakt ist hocherotisch-mystisch, fast tief religiös. So könnte ich jede einzelne Szene hervorheben! Vor allem staunte ich über die tänzerische Hochleistung des ganzen Ensembles!

Schade, dass das Schneewittchen uns schon wieder am Sonntag 22. März verlässt!!