Armin Strohmeyr: Geheimnisvolle Frauen. Piper

Im Untertitel umreißt der Autor den Kreis der geheimnisvollen Frauen: Rebellinnen, Mätressen, Hochstaplerinnen. Die Grundgedanken zu diesem Buch liefert das Zitat von Baronin von Berchtesgaden in Theodor Fontanes Roman: Der Stechlin: „…Eine Frau, die nicht rästselhaft ist, ist eigentlich gar keine.“ Ein Satz, den man allen Facebook-Twitter und Blogabhängigen in ihr Hirn schreiben möchte. Wo bleibt heute die Rätselhaftigkeit oder das Geheimnis der Frau? Aber nicht nur der Frau? Auch die Männer verlieren an Charme, Anziehungskraft. Wen interessiert noch ein Mann, eine Frau, der, die jedes Würstel, das sie, er verzehren,  in das Netz stellen? Nicht nur das Würstel, sondern sich selbst dazu beim Verzehren desselben. Die Banalität greift um sich und stilisiert sich hoch zum Alltagsabenteuer.

Nun will ich damit nicht sagen, dass jede Frau eine Filmkarriere wie Greta Garbo anstreben kann oder eine zweite Sissy oder so eine gefährliche Mörderin wie Bonny Parker werden soll oder kann. Denn mit dem Können haperts ja bei den meisten. Aber ein wenig Mut zum Ungewöhnlichen und ein Hauch von Unnahbarkeit täte vielen gut.

Armin Strohmeyrs Auswahl ungewöhnlicher Frauen reicht von der Kaisermörderin Agrippina, die ihren  Ehemann Kaiser Claudius  vergiftete, um ihren Sohn Nero möglichst rasch und sicher auf den Thron zu hieven, über das ziemlich ungewöhnliche Leben der schwedischen Königin Christina bis zur Kaiserin Elisabeth von Österreich. Dabei erfährt man neben viel Bekanntem auch einige verblüffende Details. In der zweiten Riege stehen die Geliebten der Großen, etwa Maria Mancini Colonna, die als junges Mädchen die Geliebte des Sonnenkönigs war. In der dritten Riege findet man die Betrügerinnen, die mit ihrem Charme den Menschen riesige Vermögen abknöpfen. So wie Thérèse Humbert, in deren Salon sich die ganze Pariser Nobelgesellschaft einfand. Weil die charmante Thérèse hohe Zinsen versprach, gab man ihr, fast zwang man ihr hohe Summen auf. Um am Ende zu erfahren, dass sich das Geld in Schall und Rauch aufgelöst hatte. Und in der letzten Riege finden sich auch einige „gute, geheimnisvolle Frauen“,wie die Krankenschwester Edith Cavell, die als Fluchthelferin im Ersten WEltkrieg fungierte und als Spionin von den Deutschen erschossen wurde.

Es entsteht der Verdacht, dass die edlen, empathischen Frauen sich weniger für eine interessante Biografie eignen. Das Böse scheint anziehender, faszinierender zu sein.