Daniela Krien: Muldental. Diogenes Verlag

Die Erzählungen über Menschen, denen nach der Wende 1989 der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, haben nicht allen westdeutschen Kritikern gefallen. Manche Wessis beklagen Vorurteile, Klischees, deren sich die Autorin bedient: HIer die bösen Wessis, dort die armen Ossis.

Als Österreicherin sehe ich diese ERzählungen von außen, unbeteiligter. Was nicht heißen soll, dass mich die geschilderten Schicksale nicht berühren. In ihrer schlichten, geradlinigen Erzählweise, die manchmal unbeteiligt, trocken wirkt, hat die Autorin den richtigen Stil getroffen, mit dem sie sich dem Vorwurf der Larmoyanz und Parteilichkeit entzieht. Ich lese die Erzählungen als Dokumente von Schicksalen, die einander überall in der WElt ähneln, wo Menschen plötzlich durch einen Regime- oder Machtwechsel vor dem Nichts stehen.

Daniela Krien erzählt wahre Geschichten, wie sie selbst im Vorwort sagt. Ausgeschnitten aus Zeitungen. Aber durch ihre direkte und unverstellte Erzählweise bekommen sie etwas Allgemeingültiges.

Sie erzählt über die Frau, die von der Stasi zur Bespitzelung gezwungen wird. Sie tut es, um für ihren Mann die nötigen Medikamente zu bekommen. Marie und Mattis rächen sich an den Wessis, zerstören Autos, provozieren, weil die Wessis sie überheblich behandeln und dafür noch Dankbarkeit verlangen. Die stärkste Erzählung ist wohl „Plan B“. Den hecken Betti und Maren aus: Sie werden Geheimprostituierte. Das Geld brauchen sie für ihre Kinder und das Alltagsleben. Die Erfahrungen dieser beiden im Geschäft Unerfahrenen schildert Daniela Krien mit dem nötigen Schuss Humor.

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