Deene Suman, Tochter einer leuchtenden Stadt

Aus dem Türkischen von Gerhard Meier

Ein verlockender Titel, ein ansprechendes Cover und ein noch verlockender Covertext. Doch leider: Die Geschichte ist so unübersichtlich erzählt, dass man selbst bei größter Konzentration den Faden nicht findet. Blättert man in den Kritiken, so liest man verschiedene Versionen und Inaltsangaben und sieht, dass auch andere Rezensenten nicht schlau geworden sind.

Was als Gesichert gilt: Die leuchtende Stadt ist Smyrna (das heutige Izmir). Sie galt als die Perle unter den Städten im Mittelmeerraum. Bis 1920 lebten dort friedlich Griechen, Türken, Armenier, Juden und Europäer zusammen. Das Leben war für die Oberschicht leicht, sie hatten Villen, Paläste, Gärten, feierten Feste und das Leben. Bis der griechisch-türkische Krieg ausbrach.1924 eroberten die Türken unter Kemal Atatürk die Stadt, die von griechischen Soldaten besetzt war, zurück, mordeten und plünderten aufs Grausamste. Ein Großbrand zerstörte die Stadt bis auf die Grundfesten. Smyrna gab es nicht mehr.

Die Autorin erzählt von verschiedenen Familien, Griechen, Türken, Armenier. Fast der ganze Roman besteht aus hymnischen Beschreibungen schöner Mädchen und Frauen, deren Liebhaber, Verehrer oder Ehemänner. Sie schildert blumig die Düfte der Gärten, des Meeres, schildert recht lebhafte Straßenszenen. Aber das Wesentliche gelingt ihr nicht: Den Plot so zu erzählen, dass man die Personen identifizieren, sie zuordnen kann. Dass sie in Zeitsprüngen erzählt, macht die Sache auch nicht leichter. Wer ist nun die „Tochter der leuchtenden Stadt“ – die schöne, kaprizierte und drogenabhängige Edith oder die junge, aufmüpfige Panayota??

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