„Der Vorname“ Französische Hitkomödie in den Kammerspielen.

„Unser Sohn wird Adolphe heißen“ – mit dieser Ankündigung schockt Vincent Larchet seine Freunde, die zu einem Abendessen bei Elisabeth und Pierre Garaut zusammentreffen. Darf man seinen Sohn so nennen? – Mit dieser Frage entzünden die Autoren Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière ein komödiantisches Feuerwerk der Sonderklasse. Mach- und Gangart der Komödie erinnert stark an Jasmine Rezas Stück „Der Gott des Gemetzels“: Man führt zu Beginn höfliche, in unserem Fall freundschaftliche Konversation. Alle Beteiligten haben beste Manieren und sind einigermaßen gebildet. Doch die Hülle fällt bald. Darunter schießt Schadenfreude an der Blamage des anderen hervor. Alle und alles wird aufgedeckt, ohne Rücksicht darauf, wie sehr man einander verletzt. Höhepunkt der „Aufklärungs- und Wahrheitscampagne“: Der schüchterne Claude gesteht seine Liebe zu der (auf der Bühne nicht anwesenden) Francoise, Mutter von Vincent und der Gastgeberin Elisabeth. Mehr als zwanzig Jahre Altersunterschied – der Gedanke ist für Vincent unerträglich. Seine Mutter hat ein Verhältnis mit seinem gleichaltrigen Freund! Wütend fällt er über ihn her.(Es ist anzunehmen, dass die bekannte Liebesgeschichte zwischen Macron und seiner Lehrerin zu dieser Wendung in der Komödie Pate stand)

Gegen Ende muss sich die Szene so weit abkühlen, dass das bürgerliche Wohlverhaltenbild wieder hergestellt ist. Doch die Wunden, die geschlagen und empfangen wurden, werden nicht so rasch verheilen. Aber gut erzogene Erwachsene werden sicher zur Tagesordnung übergehen, als wäre nichts gewesen.

Eine gut geschriebene komödiantische Satire auf die bürgerliche Gesellschaft.. Exzellent gespielt: Michael Dangl als Vincent Larchet spielt den verwöhnten, von allen Mädchen, später Frauen bewunderten Sonnyboy, der mit viel Hinterfotzigkeit die Freunde und Eheleute gegeneinander ausspielt, bis er selbst seinen Teil abbekommt. Susa Meyer ist die gestresste Hausfrau, die ihrem Ehemann endlich all ihren Frust entgegenschleudern darf. Herrlich ihr Abgang mit der Weinflasche in der Hand und dem Götzzitat im Mund! Ihr Ehemann (Markus Bluhm) bekommt von alles Seiten sein Fett ab, wird als Geizhals und lästiger Besserwisser abgestempelt. Schön langsam wird aus dem gebildeten Literaturprofessor eine ziemlich verunsicherte Existenz. Der fast bis zum Schluss schweigende Musiker und Freund aller Anwesenden (Oliver Rosskopf) bekommt gegen Ende des Stückes seinen Auftritt, als er von seiner Liebe zu der um Jahrzehnte älteren Francoise, Mutter von Vincent und Elisabeth, erzählt. Damit Vincent nicht all zu sehr der Kamm schwillt, dafür sorgt seine Freundin Anna (Michaela Klamminger) bravourös.

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