Ein Sommer wie damals – Kultur am Semmering im Panhans

Unten im Tal brütet die Hitze. Hier oben ist die Luft leicht, kühl kommt es vom Wald. Die Berge überbieten sich in der Panoramaposition. Die Atmosphäre wie einst, als die Großeltern mit Sack und Pack in die Sommerfrische zogen. An Kultur hat es nie gefehlt, dafür sorgten Künstler wie Schnitzler, Mahler und viele andere.

Heute sind es wieder die Künstler, die den Semmering zur „Kultursommerfrische“ machen. Ich nenne hier drei unter vielen: Maria Bill, Joseph Lorenz und Ulrike Beimpold.

Maria singt Bill: „I mecht landen“, musikalisch begleitet von Michael Hornek/Klavier, Andreas Tausch/ Gitarre, Krystof Dobrek/Akkordeon

„Mit 16 Jahren sang und spielte ich schon heimlich meine eigenen Songs. Cerny zu üben war zu fad“, gesteht Maria Bill gleich zu Beginn. Im Laufe des langen Künstlerlebens entstehen zahllose Lieder. An diesem Abend singt sie eine Auswahl ihrer Lieblingssongs. Stark gleich das erste Lied: „So wie a Fluss – stark möcht i ziehen“. Stark und überzeugend – das ist die Bill, egal ob sie Piaf oder Brecht/ Weill singt, auf der Bühne im Volkstheater starke Frauen darstellt (Was waren das noch für tolle Zeiten im Volkstheater unter Schotti!!). Aber – wie gesagt, die Bill ist stark! „I trau mi!“ heißt der nächste Song, den sie dem Publikum fast entgegenpeitscht. Humor hat sie auch – das wissen wir ja!: „Hab` ihn ganz vergessen, den kleinen Kaktus – und hab mich draufgesetzt.“ Manches Mal wird die Musik allzu laut und sie muss dann mit Kraftanstrengung drübersingen – Wieso konnte der Tonmeister das nicht regeln?

Zugabe gibt es natürlich auch: „Liebeslied an einen ganz jungen Mann, aber mir fehlen die Worte!“ Da denkt doch so manch eine(r) an Edith Piaf oder Annie Ernoux und ihr Buch über die Liebe zu einem ganz jungen Mann.

Viel Applaus und Rosen aus dem Publikum!

Joseph Lorenz: O du mein Österreich

Vorstellen muss ich diesen besten aller „Schauspielleser“ nicht mehr. Er hat längst seine Fangemeinde, die ihm überall hin folgt. Leider sieht man ihn viel zu wenig in der Josefstadt, gar nicht mehr in Reichenau. Deshalb pilgern wir alle gerne auf den Semmering. In bester Laune und mit viel Elan gestaltet Lorenz das Bild der sterbenden Monarchie und der damals noch jungen Respublik Österreich. Treffend nennt er sie die „k u k Republik“. Mit Texten von Anton Kuh, dem scharfsinnigen Beobachter der „österreichischen Seele“, Freidrich Torberg und Alfred Polgar unterhält er das Publikum. Vielen kommen die Tränen vor Lachen. Die Geburt der österreichischen Republik war zwar schwierig, aber nicht immer ernst zu nehmen!

Das Publikum dankte mit viel Applaus für diesen heiteren Nachmittag!

Ulrike Beimpold erzählt das Leben der Katharina Schratt

Sie war die große Überraschung! Man erinnerte sich an sie als eine Schauspielerin mit viel Humor und Selbstironie – etwa wenn sie in der Burg vor vielen Jahren die Buhlschaft spielte. Der Jedermann war Philipp Hochmair. Dass er kein „normaler“ Jedermann war und sie keine „normale“ Buhlschaft, das versteht sich von selbst.

Nun also eine neue Beimpold: Sie liest nicht die Biografie, sie spielt sie. Einmal ist sie der nüchterne Erzähler, dann springt sie unerwartet in die Ichrolle als Schratt. Zuerst als der Wildfang, der ganz, ganz unbedingt Schauspielerin werden will und es gegen die strengen Eltern durchsetzt. Köstlich die diversen Castings der jungen, fast noch Kind, Elevin, die Reaktionen der einzelnen Direktoren. Dann ihre Blitzkarriere an der Burg und ihre erste Begegnung mit Kaiser Franz Joseph. Gekonnt wechselt sie die Rollen: von der Schratt zum Kaiser und retour , charakterisiert mit sparsamen Gesten den Rollenwechsel. Vor den Augen des Publikums leben die beiden eine zarte, erfüllte Liebesbeziehung, schreiben einander zärtliche Briefe, unterbrechen nach einem heftigen Streit auf ein Jahr ihre Freundschaft. Nach dem Selbstmord Rudolfs ist sie an der Seite des Kaisers, gibt ihm Halt und Trost. Als Eslisabeth ermordet wird, trauert sie um ihre liebste Freundin! Alle Höhen und Tiefen dieses aufregenden Lebens lässt Ulrike Beimpold das Publikum intensiv miterleben. Die Szene am Totenbett des Kaisers lässt viele Zuschauerinnen Tränen vergießen. Fazit: Ulrike Beimpold ist eine großartige Schauspielerin – das wurde wieder einmal bestätigt. Daher: Bitte mehr Beimpold!

Viel Applaus und Blumen!

http://www.kultursommer-semmering.at

Übrigens: Es gibt noch viele tolle Vorstellungen bis 3. September. Und noch ein Übrigens: Wer in Reichenau z.B. im Hotel Hirschwang oder in einem der anderen Hotels wohnt, kann sich gratis auf den Semmering hinbringen und abholen lassen! Das funkioniert super! „Weltterbeshuttle“: http://www.semmering-rax.com/shuttle