Evelyn Waugh; Expedition eines englischen Gentleman. Diogenes. Aus dem Englischen: Matthias Fienbork

Der Autor und Reisejournalist Evelyn Waugh reiste im Oktober 1930 nach Addis Abeba, um über die Krönung Haile Selassies zum König von Äthiopien zu berichten. Für mich ist dieses Buch eine Reise in die Vergangenheit meiner eigenen Vergangenheit. Nein, ich bin noch nicht so alt, dass ich dieses Ereignis hätte miterleben können. Aber die beschriebenen Orte: Addis Abeba, Harar, Aden und dieInsel Sansibar habe ich in um die Jahrtausendwende selbst bereist. Daher war es für mich interessant zu lesen, wie Evelyn Waugh sie sieht und beschreibt.

Addis Abeba war für mich eine blick- und charakterlose Stadt, es gab kein ausgewiesenes Zentrum, jemanden aufzusuchen war nur mit einem erfahrenen Taxler möglich. Die Regierung übte strenge Kontrollen auf die Medien aus – die erste Redaktion, die ich besuchen wollte, war geschlossen: Alle Redakteure waren am Vortag ins Gefängnis gesteckt worden. Der Grund war nicht nachvollziehbar. Dieses Chaos – nur anders gelagert – beherrschte schon 70 Jahre vorher die Stadt. Die Krönung schildert Evelyn Waugh eher wie eine Disneyverfilmung, nichts ist ernst zu nehmen. Man schmunzelt über die aufgeblasenen Zeremonien und das Protokoll, das ewig aus dem Ruder läuft. Harar habe ich als faszinierende Stadt in Erinnerung – geheimnisvoll und wunderschön. Er sieht sie eher als disaströs. Die Hafenstadt Aden war bei meinem Besuch nur eine Anhäufung von dreckigen Straßen und kaputten Häusern, Waugh hingegen gefiel sie. Vor allem wegen der gemütlichen Clubs, in denen sich die buntesten Gestalten trafen. Nun, die sind wohl alle schon längst Geschichte. In Sansibar, wo ich  ich begeistert zwischen den alten Häusern der Hauptstadt umherstrich, langweilte er sich entsetzlich, weil es keine politischen Debatten gab und alles seinen gemächlichen, langweiligen Gang ging.

F ür Leser, die noch keinen der genannten Orte besucht haben, ist Waughs „Expedition“ -der Titel ist eine ironische Übertreibung – wahrscheinlich  einschläfernd. Wer diesen Teil Afrikas ein wenig kennt, der kann interessante Vergleiche ziehen-.