Jochen Schmidt, Zuckersand. C.H. Beck Verlag

Schmidt ist ein Autor mit Humor und genauer Beobachtungsgabe. Er sieht die Welt aus den Augen eines zweijährigen Kindes, das im Begriffe ist, die Umgebung zu erobern. Karl, so heißt das neugierige, willenstarke Kerlchen, hat seinen eigenen Kopf, seine eigenen Vorstellungen. Egal, ob im Supermarkt, wo er großen Gefallen an der Maschine für Flaschenretouren findet und sie mit allerlei Waren füttert oder sonst irgendwo „Unordnung“ in die allzu geordnete Welt der Erwachsenen bringt, der Vater hat dafür Verständnis. All die kleinen Aktionen seines umtriebigen Karl erinnern den Vater an seine eigene Kindheit. Mit viel Humor gelingt  es Jochen Schmidt, das Bild einer  allzu organisierten Gesellschaft, zu hinterfragen.  Von der Mutter Karla, die dieser perfekten Welt anhängt,  kommen aus ihrem Büro per SMS Anweisungen, wie Karl zu erziehen sei.  Sie ist das Urbild der überbehütenden Mutter, die ihr Kind zwar nicht selbst erzieht, da sie den ganzen Tag arbeitet, aber genaue Vorstellungen von Erziehung hat. Karl und der Vater unterlaufen diese ständig, obwohl sich der Vater redlich bemüht, ein „ordentlicher“ Vater zu sein.

Bei all den Aktionen, die der Vater und Karl unternehmen, schmunzelt der Leser, erinnert sich vielleicht an die eigene Kindheit. Der Autor fordert jedoch auch die Geduld des Lesers heraus, wenn er seine skurrilen Einfälle all zu sehr in die Länge zeiht.. Zum Beispiel: Karla und er wollen endlich eine größere Wohnung. Doch die Vorstellungen der beiden über die Einrichtung triften weit auseinander: Er möchte „ein Loch in der Wand, durch das manchmal ein Elefant seinen Rüssel steckt.“ Die Idee ist amüsant, verliert jedoch an Spaßkraft, wenn noch ein langer Katalog von ähnlichen Wünschen angefügt wird. Man hat als Leser oft das Gefühl, der Autor kann mit seiner überbordenden Witz-Phantasie nicht ökonomisch umgehen und will unbedingt den Zettelkatalog aller schrägen Einfälle abarbeiten. Weniger wäre manchmal mehr.

Das zauberhafte Umschlagbild von Line Hoven, das eine Erwachsenenfigur mit einem Kind an der Hand zeigt, die mitten im Dschungel einen Fluss über eine fragile Hängebrücke überqueren, ist eine gelungene Umsetzung und Zusammenfassung des Romans. Ebenso die Vignetten vor den einzelnen Kapiteln.