Kultursommer Semmering: Joseph Lorenz und Daniel Keberle: Doppelconférence

Regenschleier und Nebelschwaden zogen über die Baumspitzen. Die Hitze war vorbei. Der Sommer vielleicht noch nicht – jedenfalls nicht im Kulturpavillon vor dem Hotel Panhans. Da sorgten Joseph Lorenz und Daniel Keberle für einen heiter-unmelancholischen Vormittag. Beide sind ein gut eingespieltes Paar – man sah sie unter anderem als Anatol (Lorenz) und Max(Keberle).

Diesmal also leichte, bekannte Kost. Der Titel „Doppelconférence“ erinnert ganz bewusst an Waldbrunn und Farkas. Wie Florian Krumpöck in seiner kurzen Begrüßungsrede betonte, möchte der „Kultursommer Semmering“ den jüdischen Künstlern, die einst den Semmering oft und gerne besuchten (Farkas hatte in der Nähe von Reichenau eine Villa) eine Erinnerungsplattform bieten.

Zunächst erklärten Lorenz und Keberle launig den Begriff „Doppelconférence“: Das ist ein „Dialog zwischen einem G´scheiten und einem Blöden – am Ende ist der Blöde nicht gescheiter, der G´scheite scheinbar umso blöder“ (Zitat aus dem Programmzettel). Danach wurden die Rollen verteilt: Lorenz meldete sich sofort und freiwillig für die Rolle des Blöden – solche Rollen spielt er mit Begeisterung und sehr überzeugend (etwa in „Oh, du mein Österreich). Keberle als der Obergscheite (Farkasrolle) warf großsprecherisch mit Fremdwörtern um sich, Lorenz vermengte sie zu neuen Sprachungeburten. Bekannte Szenen folgten im raschen Tempo – man amüsierte sich über den Ober im Kaffeehaus, der für alle Mängel der Speisen eine ERklärung hat und sie natürlich auf die Rechnung setzt- des ham scho zwei Gäste vor Ihnen net essen wollen-. Solche und ähnliche Antworten auf Beschwerden kennen wir ja alle.

Brillant war auch der Beitrag: Was ist ein Statistiker? Oder der Dialog zweier Schwimmlehrer an der Donau. Gegen Schluss durfte natürlich nicht der Sketch fehlen: Kauf deiner Schwiegermutter Levkojen zum Geburtstag. Mit Hilfe der Mnemotechnik wurden daraus „Löwenzähne“. – All diese Witze sind bekannt und wirkten dennoch frisch. Man genoss und amüsierte sich ganz besonders, weil Lorenz, sonst eher als Interpret der „hohen Literatur“ bekannt, sich lustvoll in die Untiefen des „schiefen, grindigen“ Humors stürzte. Keberle war der kongeniale Partner, mehr als ein Stichwortbringer. Diesmal gab es auch Zugaben: Keberle las einen launig-lehrhaften Text von Weigel, Lorenz blätterte lange, dann begann er fast feierlich: Ernst Jandl – ein Gedicht: „So!“ – stand auf und verbeugte sich. Ein genialer Abschluss eines heiteren Vormittags.

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