Marget Greiner, Charlotte Berend-Corinth & Lovis Corinth

Sie hat’s schon wieder getan! Eine Romanbiografie über eine tolle Frau geschrieben! Und wieder ist es wie die Lebensgeschichte der Emilie Flöge ein Buch geworden, zu dem man nur sagen kann: SCHADE, dass es schon aus ist. Ich habe mir jeden Tag nur 10 Seiten verordnet von dem Suchtmittel. Und wünschte mir am Ende, dass das Buch noch 200 Seiten mehr hätte. Denn Margret Greiner kann, wie keine andere Autorin, die Protagonistin – in dem Fall die lebenstüchtige Charlotte Berend – so intensiv vor unser Auge und Herz rücken, dass man nur ungern von ihr Abschied nimmt. Charlotte Berend ist jung und keck. Sie dringt in das Atelier des brummigen Corinth ein, wird seine Schülerin, dann seine Geliebte und später seine Ehefrau. Corinth ist kein einfacher Mensch, ganz Künstler und daher auf sich selbst konzentriert. Charlotte hält all die Demütigungen, die er ihr bewusst und unbewusst zufügt, tapfer aus. Obwohl sie als Künstlerin und schöne Frau von anderen Männern begehrt wird, bleibt sie bei Corinth. Als er stirbt, verkriecht sie sich in ihrer Trauer, um nach 2 Jahren zu sich selbst, zu ihrer Malerei und zu ihrer Lenbensfreude zurückzufinden. Man erfährt viel über das verrückte Berlin der 20er Jahre, über Frauen, die alleine durch den Kontinent reisen, über den Künstler Corinth. Was fehlt, sind Fotos. Ich wäre schon neugierig auf Charlottes Porträtmalerei oder italienische Landschaften. Auch wollte ich gerne wissen, wie die beiden miteinander auftraten. Wie war Charlotte als viel gerühmte Schönheit? Auf dem Titelbild sieht sie eher pummelig und uninteressant aus.
Mein Tipp: Dieses Buch langsam genießen und dabei die hohe Sprachkultur der Autorin bewundern.