Max Frisch: BIOGRAFIE: EIN SPIEL

Theater Akzent, eine Koproduktion von STEUDLTENN &Waldviertler Hoftheater

Regie: Hakon Hirzenberger

Landauf, landab wird die „Biografie“ gespielt, in Salzburg, in Chemnitz und nun im Theater Akzent in Wien. Woher dieses plötzliche Interesse? Für ein Stück, in welchem die oft gestellte Frage: Was würde ich in meinem Leben anders machen, wenn ich nochmals beginnen könnte, Zentralthema ist. Die meisten stellen sich diese Frage, wenn überhaupt, nur theoretisch. Doch der Gedanke wird nie thematisiert, höchstens in einer Freundesrunde als Gesellschaftsspiel. Max Frisch hat sich diesen Gedanken zum Leitmotiv seiner Werke gemacht, wie in den Romanen „Mein Name sei Gantenbein“ und „Stiller“ und eben ganz deutlich im der Komödie „Biografie“. Ein anderer sein zu wollen, sein gelebtes Leben, seine Vergangenheit zu ändern, bestimmen zu können, wie neu begonnen werden kann und schließlich die Erkenntnis: Die großen Lebenszüge kann keiner ändern, Veränderung geschieht nur in Minimalstrukturen, in der Person selbst. Eigentlich banale Erkenntnisse, die Max Frisch in eine eher trockenen „Komödie“ im Stil der Brechtschen Verfremdung geschrieben hat. Was also ist an dem Thema heute so reizvoll? – Wahrscheinlich entsteht in Krisenzeiten in vielen der Wunsch, dieses aktuelle Leben voller Probleme in irgendeiner Form hinter sich zu lassen, ein anderer werden. Sich von Ängsten und Zwängen befreien und einfach so zu tun, als hieße man Gantenbein oder eben Hannes Kürmann, der sich ein „Leben ohne Antoinette“, seine Ehefrau, wünscht.

Dem Regisseur Hakon Hirzenberger gelingt es, durch intelligenten Einsatz von Slapstick-Versatzstücken aus dem eher theoriebeladenen Stück tatsächlich eine Komödie zu machen. Dank einer bestens eingespielten und hoch talentierten Schauspieltruppe: Manuel Witting gibt den mit seinem Leben unzufriedenen Professor Hannes Kürmann, geradlinig und lakonisch-verzweifelt. Alexander Braunshoer den nüchternen, strengen Spielleiter, der über den kindischen Versuch, ein anderes Leben zu wünschen, und Zynismus fragt: „Was machen Sie dann mit Ihrer Freiheit?“ Und gleich selbst die ernüchternde Antwort gibt: „Es ändert sich nicht viel“. Runa Schymanski ist die Ehefrau Antoinette, die Kürmann aus seinem Leben ausgelöscht wissen will. Sie erschießen ist keine Lösung, besser sich selbst erschießen?! Um diese drei Hauptpersonen wuseln an die 30! gefühlte andere Gestalten herum, dargestellt von den beiden Verwandlungskünstlern und Komikertalenten: Lisa Lena Tritscher und Thomas Frank. Sie sind Putzfrau, Gäste, Professorenkollegen – kurz alles, was aus diesem Stück eine „intelligente Komödie“ macht.

Man spricht von einer allgemeinen Theaterkrise – an diesem Abend war davon nichts zu spüren. Publikum und Schauspieler waren eine Einheit. Das geschah, weil der Regisseur kein Regietheater zur Befriedigung seiner Eitelkeit ablieferte, sondern solide Arbeit, gut durchdacht!!!

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