Joseph Lorenz las Edgar Allan Poe: Die Maske des Roten Todes. Matthias Lingenfelder, künstlerischer Leiter der Musiktage Mondsee, hat dazu Musik von Claude Debussy und André Caplet platziert. Es musizierten das Streichquartett „Quatuor Hermès“und an der Harfe: Godelieve Schrama
1832 erreichte die Choleraepidemie, ausgehend von Mekka und Ägypten, auch die USA und wütete dort bis 1841. 1842 veröffentlichte Edgar Allan Poe die Erzählung „Die Maske des Roten Todes“, die in die Zeit der Pestepidemie zurückführt, aber deutlich auf die zu Ende gehende Cholera anspielt:
Prinz Prospero lädt tausend seiner Freunde und Gefährten zu sich auf die Festung, schließt alle Zu- und Abgänge, um jede Ansteckung durch die Pest zu vermeiden. Das Leben in der Festung ist heiter, erfüllt von Festen und Tanzvergnügungen. Den Höhepunkt der Feste bildet ein Maskenball. Prospero ließ die Salons in verschiedenen Farben ausstaffieren, den letzten ganz in schwarzem Samt. Die von einem künstlichen Feuer aufglühenden Glasfenster werfen bizarre Farbkompositionen auf die Tanzenden. Gelächter, seltsame Träume und Musik erfüllen die Räume. Jede Stunde ertönt eine dumpfer Glockenschlag, der die Fröhlichkeit kurz vertummen lässt. Ein ungeladener Gast, in weiße Leichentücher gehüllt, das Gesicht mir einer roten Maske verdeckt, mischt sich unter die Gäste und verbreitet Grauen. Beim zwölften Glockenschlag reißt der Fürst dem Gast die Tücher vom Leib und die Maske vom Gesicht – dahinter ist das Nichts. Mit einem Schlag reißt der Tod alle mit sich, auch den Fürsten.
Eine Gruselstück, aus dem Josph Lorenz eine kostbare Miniatur gestaltet. Er lässt die Farben des Festes aufglühen, den Tod durch die Räume drohen. Genial dazu die Musik von André Caplet, einem Schüler von Claude Debussy, der sein Werk „Conte Fantastique“ passend zu dieser Erzählung komponierte. Ohne platt lautmalend zu werden, führt die Musik durch die Säle, mitten in die Tanzenden und lässt das Grauen, das der Unbekannte verbreitet, grell auftönen. Das Hauptthema des Todes setzt die Harfe – genial gespielt von Gedlieve Schrama. Von schrillen, scharfen Akzenten begleitet schreitet der Tod mitten durch die Gäste – ein Glanzstück in der Musikgeschichte der Harfe! Hochkonzentriert folgen ihr die vier Streicher: Omer Bouchez und Elise Liu Violine, Lou Yung-Hsin Chang Viola, Yan Levionnois Cello.
Den Abend leitete Claude Debussys „Danse sacrée et profane“ ein- ebenfalls passend zum Thema des Todes: Das Leben als danse macabre, ein Tanz, der manchmal zärtlich schmeichelt, mit orientalischen Klängen umgarnt, rauschhaft aufbraust, schwelgend in eine Todesahnung überleitet. Von „Quatuor Hermès“ und der Harfinistin Godelieve Schrama hervorragend als spannende Einführung in das Thema gespielt.
Neue Information zu den Musiktagen Mondsee 2024: Sie finden in verkürzter Form vom Montag, 2. bis Sonntag, 8. August statt! MOTTO: WOLFGANG AMADEUS MOZART: DIE WELT HAT EINEN SINN – ein wohltuender Leitsatz, der das Motto der heurigen (traurigen) Salzburger Festspiele relativiert, wenn nicht gar aufhebt!
Ein ganz persönlicher Wohntipp: In St. Gilgen (12km von Mondsee entfernt) führt Familie Haas ein kleines, feines Hotel, das „Seehotel Wenglhof“. Die Wellen des Wolfgangsees plätschern leise, fast kann man von der Terrasse aus die Zehen ins Wasser stecken. Liebevoll wird das Frühstück auf der Terrasse serviert, die Zimmer sind hell, freundlich, alles da, was der Gast braucht. Und für einen kleinen Plausch ist Frau Haas auch immer bereit.

© Silvia Matras