Es sage bitte niemand, dass dieser Roman ein alter Hut ist. Wenn Jospeh Lorenz einen Text sich zu eigen macht, dann wird das immer eine spannende „One-man – show“, und man meint, diesen Roman jetzt erst so richtig zu verstehen. Joseph Lorenz tritt auf, und schon ist man in der nächsten Sekunde im Drama des jungen Kurt Gerber drinnen! Das Monster, der Schrecken aller Schüler, „Gott Kupfer“ wird lebendig, grinst schadenfroh in die Klasse, seiner Macht sicher. Macht hat der Kleingeist, das Bürgerlein nur dort, in der Schule, wo er über Gedeih und Verderben der Schüler bestimmen kann. Eine Anmaßung – wer darf einen anderen für unfähig erklären? Im Leben draußen schrumpft der Gott zu einem Zwerg, hat nichts zu vermelden. Deshalb hasst er die Ferien und genießt jede Minute in der Schule. Da kann er die Schüler quälen, sie mit SS- ähnlichen Methoden zuerst in Sicherheit wiegen, um sie in der nächsten Sekunde in den Fünferabgrund zu stürzen. Lorenz bringt Leben in diese Mephistogestalt – grinst hinterlistig, zischt vor Zorn, – kurz, er zieht alle Register eines Menschen, der eigenlich ein Zwerg ist, sich aber zum Übermenschen dort entwickelt, wo er weiß, die anderen müssen sich ducken.
Zunächst duckt sich Gerber nicht, bald aber fügt er sich, lernt. Dass er sich dabei wie ein Verräter an sich selbst fühlt, wird nachvollziehbar. Denn bis dahin galt er als intelligenter, aufmüpfiger Schüler, doch Kupfer kauft ihm die Schneid ab. Ein Spiel zwischen zwei Ungleichen. Dazu ein Vater, der herzkrank ist und seinen Sohn mit dieser Krankheit fast erpresst: Du musst, du musst durchkommen! hämmert er dem Sohn ein.
Solche Szenen veralten nie. Macht wird ausgeübt, wo sich keiner zu mucksen traut. Wie Torberg – und mit ihm Lorenz – diese Machtstrukturen, die zu allen Zeiten und überall gleich sind, herausarbeitet und auf das furiose Ende zusteuert, ist grandios und begeistert das Publikum.