Regie und Spielfassung: Uwe Reichwaldt. Musik: Bernhard Eder, David Kratzer, Bühne: Thomas Garve, Max Seper. Kostüme: Antoneta Stereva
Ein Theaterabend in den Kasematten ist schon von der Örtlichkeit her ein besonderes Erlebnis. Immer wieder faszinieren diese hell strahlend-weißen Gänge, die „Höhlen“, in denen das Team der „wortwiege“ Diskurse, Lesungen oder Büffet mit gemütlichen Sitzecken und einem klug ausgestatteten Büchertisch eingerichtet hat.
Dann immer die Überraschung: Die Bühne. Diesmal zunächst nur ein moderner, nüchtern, nichtssagender Raum mit Sofa, Klavier und Zeichentisch. Später wird man verstehen, dass darin die Gegenwart – die Generation der Nachkommen, – leben wird. Ein Spiegelbild des „hintergründigen Bildes“, wo der „Totentanz“ schon lange seinen Anfang genommen hat. Hinter einem Video-Schleier agiert die Elterngeneration Edgar (Lukas Haas) und Alice (Annina Hunziker). Strindberg lässt das Ehepaar in einem Turm leben. Da streiten, bekämpfen und hassen sie sich seit 25 Jahren. Aus Langeweile, aus geistiger Verödung, die den Tod vorausnimmt. Der ist immer da, interessant als elegante Lady in Schwarz, die gelegentlich ihren Schleier hebt, meist aber wenig bedrohlich dem Geschehen zusieht ( Isabella Wolf). Als willkommene Abwechslung bricht Kurt, ein alter Jugendfreund(Nils Hausotte) , in dieses untraute Heim ein. Gierig stürzen sich die beiden auf ihr Opfer, saugen es aus, um es am Ende zu vernichten. Gehen dabei selber drauf.
Tragisch ist, dass die Kinder, Judith, die Tochter des Ehepaares, und Allan, der Sohn Kurts, alle Verhaltensmuster der Eltern übernehmen. Sie streiten und bekämpfen sich – auf der Vorderbühne der Gegenwart- in Spiegelbildmanier der Eltern. Regisseur Reichwaldt lässt Mutter und Tochter, Vater und Sohn daher von ein- und derselben Person spielen. Eine klare und kluge Konsequenz.
Die Regie des jungen Reinhardt-Seminaristen ist klug, aber etwas zu vorsichtig. Er wagt es nicht, die Monströsität der Personen vollmundig herauszuarbeiten. Edgar wird von der Ehefrau mehrmals als Vampir, Monster der Sonderklasse tituliert.Doch Lukas Haas bleibt einiges hinter diesem Scheusalbild zurück. So wirkt das Stück wie „Strindberg auf bürgerlich“. Und andrerseit ist das doch auch stimmig: Die Monster kommen nicht immer brüllend und bedrohlich daher, sie schleichen sich in die Seele des anderen, rauben dessen Energie und spucken ihn letztlich aus – als lebende Leiche. Im „Totentanz“ erliegt Edgar einem Herzschlag.
Ihn ereilt der Tod, den er so oft nur vorgespielt hat. Edgar, das Opfer, hat alles verloren, zieht weiter, emotionslos, innerlich leer.