Deutsch: Serge Stauffer. Regie: Johanna Mitulla, Bühne: Laurent Pellissier. Kostüm: Vanessa Sampaio Borgmann. Musik: Lukas Kratzer
„Die kahle Sängerin“ war Eugène Ionescos erstes Werk. Er soll von einem Englischlehrbuch inspiriert worden sein, in dem die allerdümmsten und banalsten Phrasen als Lerngrundlagen dienten. So entstand dieses Konversationsstück, ein Feuerwerk an absurden und sinnlosen Dialogen. Mit der Uraufführung 1950 in Paris wurde gleichsam die Geburtsstunde des absurden Theaters eingeläutet.
Ionesco wollte damit vor allem das geistige Niveau der sogenannten bürgerlichen „Konversation“ ins Lächerliche ziehen. Dazu passend entwarf Laurent Pellissier eine bürgerliche Wohnstube, wo Herr und Frau Smith ihr tägliches Teeritual abspulen. Allerdings ist das Ambiente schon ein wenig ramponiert – kaputte Sessel mit schräger Sitzfläche, Skelette und allerhand Kram weisen auf die Dekadenz der Bewohner hin. Leider war Dagna Litzenberger Vinet, die Darstellerin der Mrs. Smith, erkrankt. Dankenswerter Weise sprang Regieassistentin Pia – Maria Harr für sie ein und las die Rolle aus dem Textbuch. Das war zwar heroisch von ihr, aber ihre Stimme erreichte nicht einmal die vierte Reihe. Dafür legten sich die drei anderen Schauspieler um so mehr ins Zeug: Der baumlange Simon Mantei war ein steifer Mr. Smith, der das Ritual und die Konversation ins Absurde hinüberhob. Köstlich geriet die Szene zwischen dem Ehepaar Mr. und Mrs. Martin (Simon Bauer und Nora Wagner). In dem Dialog zwischen einem Ehepaar, das sich kaum an den anderen erinnert, obwohl sie zusammen wohnen und Kinder haben, schrieb Ioesco wohl eine signifikante Szene, die für viele Paare gelten kann: Wie weit bleibt der Partner unbekannt, obwohl man mit ihm zusammen lebt?
Die Regisseurin Johanna Mitulla hatte den aktuell wirksamen Einfall, aus der absurden Komödie eine absurde Tragikkomödie zu machen: Das Ehepaar Smith ließ den Feuerwehrmann (wieder Simon Bauer) in die Wohnung und damit den Brandstifter. Dürrenmatt lässt grüßen! Wir laden uns ja sehr aktuell gerade die Brandstifter ins politische Geschehen ein und merken es nicht oder wollen es nicht wahrhaben. Leider waren die Schauspieler dann zu wenig sprachdeutlich, um dieses turbulente „Feuerwerk“ an Unsinn und Abgedroschenheit klar und verständlich hinüber zu bringen. Es wurde zu einem absurden Geschwurbel, einzelne Worte und Worthülsen konnte man sich noch zusammenreimen. Aber die Grundidee war schlüssig:
Am Untergang ist man selbst schuld, weil man denVerursacher persönlich hereingeholt hat.