John Steinbeck: Von Mäusen und Menschen. Kammerspiele der Josefstadt

Deutsch von Katrin Janecke und Günter Blöcker. Bearbeitung von Torsten Fischer.

Regie: Torsten Fischer,Bühnenbild und Kostüme: Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos

Was macht einen gelungenen Theaterabend aus? Unverzichtbar: Ein guter Text – John Steinbeck ist dafür der Garant. Gute Übersetzung und Bearbeitung sind unverzichtbar Torsten Fischer und Herbert Schäfer seien bedankt.. Ein Regisseur, der seine persönlichen Eitel- und Befindlichkeiten hintan stellt und den Text mit Respekt behandelt -Torsten Fischer ist dafür Garant. Wenn Bühnenbild und Kostüme zum Inhalt passen, ist schon viel gewonnen. Aber noch fehlt das Wesentliche: Das Ensemble! Das Josefstadtensemble ist perfekt aufgestellt – es gibt keine Rolle, die nicht ideal besetzt wurde! -SO GESCHEHEN IN „MÄUSEN UND MENSCHEN“

Der Roman spielt in den 1930er Jahren zur Zeit der großen Wirtschaftskrise. Arbeitslose ziehen über die Landstraßen auf der Suche nach Arbeit. So auch Georgie und Lennie. Sie sind ein ungleiches Paar, das einander braucht: George braucht Lennie, weil er die Einsamkeit fürchtet. Lennie braucht George, weil er geistig behindert ist. Er liebt Mäuse, die er streichelt, bis sie unter seinen Zärtlichkeiten sterben. Ihn vor Spott der anderen und vor seinen unkontrollierbaren Gefühlen zu bewahren, hat sich Lennie zur Lebensaufgabe gemacht. Doch die Katastrophe ist unausweichlich:…

Claudius von Stolzmann ist ein fürsorglicher Kumpel, der auch manchmal streng und barsch mit Lennie umgeht. Trotz aller Schwierigkeiten hält er fest zu ihm. Zu dem großen, schweren und unbeholfenem Lennie, der den Bosheiten des Lebens ohne Lennie ungeschützt ausgesetzt wäre. Robert Joseph Bartl spielt, nein ist dieser Lennie in Figur, Bewegungen und Mimik. Intensiv sind die Szenen, in denen er träumt, mit Lennie in einem eigenen Haus zu leben, Kaninchen und Hühner zu versorgen. Seine unverstellte Kindlichkeit wird auch sein Unglück sein. Die beiden finden Arbeit auf einer Farm. Dort herrschen streng geregelte Arbeitszeiten, kaum Lohn oder Freizeit. Einzig Curley, der Sohn des Bosses, erlaubt sich alle Freiheiten und führt sich als eitler Machogeck auf (Luka Vlatkovic). Seine hübsche Frau (Paula Nocker subtil zwischen naiver Verführerin und Rebellin) kokettiert mit allen Männern, auch mit Lennie. Als der ihr Haar allzuheftig streichelt, wehrt sie sich laut schreiend, worauf er sie aus Angst erwürgt. Eine starke Szene, die unter die Haut geht. George weiß, dass alle nun auf Lennie Jagd machen werden und sie keine Sekunde mehr auf der Farm bleiben können. Tröstend erzählt er dem verzweifelt heulenden Lennie den Traum vom Haus und erschießt ihn. um ihm Verfolgung und Leid zu ersparen. Eine Szene, die in die Annalen der Josefstädter Theratergeschichte eingehen wird. Ebenso wie die Darstellung des alten Knechtes Candy, genial gespielt von Johannes Kriesch. Er fristet auf der Farm ein Gnadenbrot. Sein einziger Trost ist sein alter, sterbenskranker Hund. Ihm den Gandenschuss zu geben, hat er nicht die Kraft. Bis es ein anderer tut. Da steht der alte Curley, schweigt minutenlang, nur in den Augen sieht man den Schmerz, der in seinem Inneren tobt. John Steinbeck war ein Meister solcher dramatisch eingängigen Szenen. Und das Ensemble schwang sich auf diese subtile Tragik ein und schuf Szenen von außerordenlicher Eindringlichkeit.

Begeisterter Applaus und viele Bravorufe belohnten die Darsteller

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