Vorweg ein Kompliment an das Marketing des Verlages: Der Cover zieht! Italienliebhaber werden zugreifen! – Und dann vielleicht merken, dass es nicht ganz d i e Italienromanze ist, die das Bild verspricht. Denn ebenso marketingschlau wie der Verlag ist die Autorin! Sie weiß, wie man einen Urlaubsroman schreibt und verkauft: Man nehme einen realen Ort – in diesem Fall das bezaubernde mittelalterliche Städtchen Lucignano in der Nähe von Arezzo. Dazu nehme man eine italienische Bilderbuchfamilie mit allem, was dazu gehört – besonders einen richtig feschen Sohn. Dahinein platzt ein deutsche junge Frau aus Hamburg! Goldschmiedin! Mehr Deutsch geht nicht. Also typisch deutsch trifft auf typisc italienisch. Dazu noch ein paar italienische Liedtexte von Adriano Celentano, Gianna Nannini und Lucio Battisti, Tafelfreuden mit Rezepten von der „nonna“. Das ist eine Mischung, die für einen Sommerroman immer funktioniert. DOCH: Teresa Simon mischt in diese Idylle eine Vergangenheit hinein, die ABSOLUT INTERESSANT UND UNGEWÖHNLICH in so einem „Sommerroman“ ist: Die junge Frau namens Julia hat von ihrem Großvater genau dieses Land geerbt, auf dem seit Generationen die italienische Familie sitzt und den Olivenhain pflegt, die Oliven erntet und davon lebt. So – was nun? Julia liebt Matteo, Matteo liebt Julia – aber dazwischen steht dieses fatale Testament. Nun lässt die Autorin Julia die Familiengeschichte ihres Großvaters recherchieren – und schreibt dabei sehr interessant über eine Zeit gegen Ende des 2. Weltkrieges, als die Deutschen noch rigoros Zwangsrekrutierungen vornahmen: Eben dieser Großvater Julias wurde in Norddeutschland in ein Lager interniert, lernte später seine deutsche Ehefrau kennen und blieb. In Italien hat sich inzwischen ein Teil der Familie der „Resistenza“ angeschlossen. Dass die Deutschen gegen die Partisanen gnadenlos vorgingen, ist kein Geheimnis, aber selten wird das so deutlich in einem „Sommerroman“ kommuniziert. Die interessante Mischung macht das Buch empfehlenswert!