Festspiele Reichenau: Shakespeare – EIN SOMMERNACHTSTRAUM

Regie: Maria Happel, Bühne Alexandra Burgstaller, Kostüme: Erika Navas, Musik: Helmut Thomas Stippich

Endlich wieder im Südbahnhotel! Man betritt diese alte Hütte, wie es liebevoll genannt wird, mit vielen Erinnerungen an intensive Theatererlebnisse. Nun also „Der Sommernachtstraum“ – Maria Happel hätte dafür keine bessere Kulisse finden können. Es braucht kein Bühnenbild, das Hotel ist ein idealer Rahmen, den die Regisseurin geschickt mitinszeniert.

Langsam mischten sich unter das Publikum die ersten Spielfiguren – hübsche Zimmermädels richteten Vorhänge, staubten Möbel ab, Handwerker mit Helmen werkelten an imaginären Geräten. Dann schritt ein eleganter Poet mit Hut und Spazierstock (Martin Schwab) durch das Publikum, begann eine Rede auf Shakespeare und die Poesie zu halten, wogegen ein junger Spund (Ludwig Blochberger) dagegen wetterte und die neue Zeit mit Wellness und Golf ausrief. Auch das Jungvolk der Komödie warf sich in die Menge, begann zu streiten – man war mitten im „Sommernachtstraum“. So vorbereitet wurde das Publikum in den ersten Stock gebeten und das Spiel begann. Zwist herrscht – bei den „Oberen“ und bei den Jungen. Ein Weiser lenkt mit Güte und List (Niccolas Brieger als Theseus und Oberon) die Geschicke. Lässt Puck (Ludwig Blomberger) seinen nächtilichen Unfug treiben und Hippolyta (Barbara Petritsch) im Schlaf einen Esel lieben, um am Ende alle aus ihren nächtlichen Verwirrungen zu erlösen. Es darf Hochzeit gefeiert werden, die Handwerker dürfen ihr lang geprobtes Spiel „Pyramus und Thisbe“ aufführen.

Der „Sommernachtstraum“ ist längst ein altbekannter Hit für Amateure und solche, die sich im Theater erproben wollen, geworden. Maria Happel beweist Mut, dem Stück noch neue Seiten abzugewinnen – was ihr durchaus gelingt. Zuerst durch die Wahl der Schauspieler: den Erfahrenen (Barbara Petritsch, Nicolas Brieger und André Pohl) stellt sie die Jungen, weniger Bekannten gegenüber und erreicht dadurch eine starke Spannung. Einer der Höhepunkte ist die „Liebesszene“ zwischen Zettel (Sebastian Wendelin) und Hippolyta (Barbara Petritsch): die beiden liefern eine geballte Ladung an Witz und Leidenschaft ohne auch nur einen Hauch von Peinlichkeit. Erfahrung paarte sich mit jugendlichem Ungestüm. Die Handwerksszene wurde mit so viel Freude am Spiel ausagiert, dass man sich köstlich amüsierte, obwohl wahrscheinlich viele aus der Erinnerung an ihr Schultheater schon mitbeten konnten. André Pohl war ein souveräner Squenz, Florian Carove eine patscherte Thisbe, Helmuth Bohatsch eine stoische Wand, Jakob Semotan ein scheuer Löwe, dem das Brüllen nicht gelingen will, und Paul Basonga ein beflissener Mond. Sie alle spielten in der Montur eines heutigen Handwerkers. In ihrer unbeholfenen Kostümierung erzielten sie zusätzliche Komikeffekte.

Das verwirrende Liebespiel zwischen Lysander (Sebastian Egger) , Hermia (Laura Dittmann), Demetrius (Johannes Deckenbach) und Helena (Pia Zimmermann) war erfrischend frech, aber etwas zu hektisch – sie rannten vom Saal auf die Terrasse rein und raus, rein und raus. Das nahm dem Spiel viel an Poesie. Dafür war das Gefolge der Titania zuständig. Sie kamen hereingeschwebt, ganz unverstellt als Feen erkennbar (Kostüme: ERika Navas) und sorgten für Zusatzmärchenatmosphäre.

Drahtzieher des Ganzen war Oberon alias Theseus, von Nicolas Brieger souverän gespielt. Er zuckerte das ganze Märchengeschehen mit seinem feinen Lächeln über all das bunte Treiben, das er veranlasst hatte. Oder besser, das er durch Puck inszenieren ließ. Ludwig Blochberger war ein sportlicher, agiler Puck, ganz ohne Bosheit, eher der gschusselige Diener, der halt manchmal wesentliche Befehle falsch ausführte. Insgesamt eine frische Inszenierung, die in diesem Ambiente ein leichte Spiel hatte!

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