Regie: Hans Peter Kellner, mit Katharina Stemberger und Wolf Bachofner
Gäbe es Oscars für die besten Stücke des Jahres, müsste die israelische Drehbuchautorin Anat Gov einen erhalten. Gäbe es einen Oscar für kluge Regie, dann einen bitte für Hans Peter Kellner. Und je einen Superoscar müssten Katharina Stemberger für ihre Darstellung als Ela und Wolf Bachofner als Gott erhalten. Ein kluges Stück tatsächlich und buchstäblich über Gott (des Alten Testamentes), die Welt und über uns, die heutigen Menschen. Nicht nur klug, sondern auch sehr amüsant geschrieben. Da wird dem Publikum keine Moral übergestülpt, keine Modethemen verbraten. Nein, es wird schlicht und ehrlich gespielt, und basta!
Ela ist Psychologin. Ihr Leben als alleinerziehende Mutter eines sprachlosen Kindes ist nicht immer einfach. Zu ihrem 44. Geburtstag wollte sie ihrem Leben und dem ihres Sohnes eine Ende setzen. Tat es nicht und hat sich Mut und Sinn für schöne Momente erhalten. Da klopft ein geheimnisvoller Herr an ihre Tür, braucht dringend Hilfe. Er heiße schlicht Gott und sei Gott. Nach einigem ungläubigen Geplänkel geht Ela darauf ein, ihm durch eine Gesprächstherapie zu helfen. Denn Gott will „Schluss machen“. Eine zweite Sintflut wäre notwendig. Mit klugen Fragen und feinfühligem Humor führt ihn Ela zur Erkenntnis, dass es dem Gott an dem Wesentlichsten fehlt, was einen Gott und einen Menschen auszeichnet. Empathie. Sie erinnert ihn gnadenlos an seine böses Spiel, das er mit Hiob getrieben hat. In ERkenntnis seines „bösen Wesens“ weint Gott bitterlich. Das Ende dieses wunderbar klugen und witzigen Diskurses sei hier nicht verraten.
Wolf Bachofner spielt seine Rolle als Gott mit einer Selbstverständlichkeit, einer rührenden Alltäglichkeit, als wäre er einer dieser unglücklichen Geschöpfe, die er selbst erschaffen hatte. Nur hin und wieder kehrt er den „Allmächtigen, Wissenden“ heraus, aber gerade nur so viel, um Ela von seiner Macht zu überzeugen. Katharina Stemberger ist eine sensible, sehr überzeugende Therapeutin, die von Gott gar nichts hält, ihn schlichtweg leugnet. Doch er überzeugt sie von seiner Existenz und sie reagiert menschlich: voll Mitleid mit ihm (was ja nicht lege artis ist!)
Das Publikum bedankte sich mit frenetischem Applaus. Nach so einem Abend weiß man wieder, warum es Theater gibt und wo sein Sinn liegt. Bitte mehr von solchen intelligenten Texten, klugen Regisseuren und tollen Schauspielern!!