Andrè Schuen: Schubert Schwanengesang und ausgewählte benachbarte Lieder

Klavier: Daniel Heide. Gedichte von: Ludwig Rellstab, Johann Gabriel Seidl, Heinrich Heine.

Der „Schwanengesang“ ist Schuberts Spätwerk, kompositiorisch und inhaltlich weit über die Zeit hinausweisend. Andrè Schuen widmet sich diesen nicht immer leicht vorzutragenden Liedern mit existentieller Intensität. Es geht um Abschied von der Liebsten, um Abschied vom Leben im Gesicherten. Ein Heimatloser, durch die Welt Wandernder ohne Rast sucht Halt und Antwort.

Andrè Schuen ist ein Sänger der Tiefe, der Tiefe des Liedes, der Tiefe der Seele und der Tiefe der Freude, der Tiefe der Liebe und des Abschieds. Der Tiefe des Alleinseins, des Verlorenseins. Sein warmer Bariton, der ohne Mühe in den Bass reicht, ist für den „Schwanengesang“ genau die richtige Stimmlage.

Als eine meisterlich Miniatur gestaltet Schuen frei von jedem Kitsch das Ständchen “ Leise flehen meine Lieder“. Schlicht und leise der Beginn, nach einer kurzen Steigerung wieder sehr leise „Hörst du die Nachtigallen schlagen?“, um das Ende im vollen Liebesrausch herauszusingen: „Komm, beglücke mich!“ Er meidet den sich anbiedernden Schmelz vieler Interpreten und gestaltet so allzu oft schon Gehörtes völlig neu.

Mit großer Dramatik, ohne Angst vor Pathos, interpretiert er „Aufenthalt“ und „In der Ferne“ – manchmal drohend ruhig, dann wieder volles Drama. Jedes Lied zu einem existentiellen Frage des Lebens zu gestalten, ist Andrè Schuens Anliegen. Ernsthaftigkeit und Verantwortung vor dem Komponisten und seinem Werk tragen ihn durch den Abend. Ganz besonders in die Tiefe des Leides, des Schmerzes führt das Lied „Der Atlas“. Von einem, der Glück und Elend des Lebens tragen, spüren, erleiden wollte, singt Schuen, mit der Stimme voller Bassdramatik. Im Schauen, im Besinnen ein Bild zu schaffen gelingt ihm in dem Lied „Ihr Bild“ . Mit leiser, in sich versunkener Stimme gestaltet Schuen, wie das Bild der Geliebten als gewünschte, ersehnte Fata Morgana aufsteigt. Schwebend, wie eine inneres Bild der Erinnerung beginnt „Am Meer“, um in einer bis zur Unerträgichkeit gesteigerten Dramatik zu enden.

Daniel Heise ist der congeniale Begleiter am Klavier, spielt in spürbarer Einigkeit mit dem Sänger, als atmete er mit ihm.

Grpße Begeisterung im Publikum. Drei Zugaben: Der Musensohn, Füllest wieder Busch und Tal, Der Schiffer.

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