Gloria Goldreich, Die Tochter des Malers, aufbau taschenbuch

Ida Chagall ist die viel geliebte und behütete Tochter des Malers Marc Chagall und seiner Frau Bella. Der biografische Roman konzentriert sich auf das Leben der Tochter, deren konzentrischer Lebensmittelpunkt immer ihr Vater war. So erfährt man viele Details über Marc Chagall als Mensch und als Künstler.

Die Autorin hält sich streng an die Chronologie und an die Fakten, die gut dokumentiert und überliefert sind. Die Geschichte beginnt in Paris. Chagall und Bella leben in gutbürgerlichen Verhältnissen, ohne allzu große Reichtümer. Im Hintergrund ziehen die Kriegswolken auf, Hitler droht in Frankreich einzumarschieren. Ida heiratet sehr früh ihre Jugendliebe. Die Familie flieht nach Südfrankreich, von wo ihr mit knapper Müh und Not und mit Hilfe des mutigen Fluchthelfers Varian Fry und durch  den selbstlosen Verzicht der Schwiegereltern auf ein Visum die Flucht nach New Yor gelingt. Auch dort wird Chagall bekannt und kommt finanziell gut über die Runden. Es ist immer Ida, die alle seine Ausstellungen kuratiert, Verträge macht und für den ganzen Vertrieb der Bilder sorgt. Dabei vernachlässigt sie ihr Privatleben und ihren Ehemann, bis sich die beiden scheiden lassen. In New York stirbt Bella. Marc und Ida kehren nach dem Krieg nach Frankreich zurück. Aufenthalt in Paris und Vence, wo er in der Nähe eine Villa erwirbt. Seine langjährige Gefährtin Virginia Haggard verlässt ihn und nimmt den gemeinsamen Sohn David mit. Ida heiratet den reichen Kunsthändler und Kunsthistoriker Franz Meyer. Ein Sohn und Zwillinge kommen zur Welt. Chagalls „Gesellschafterin“ Valentina Brodsky erreicht es, dass er sie heiratet. Von nun an schwingt sie das Szepter über Chagall, das Haus und die Ausstellungen.

Ein leicht zu lesender Roman, in dem man viel über Chagall erfährt: Eitel und egoistisch, jähzornig und selbstgerecht sind nur einige Eigenschaften, die ihn nicht gerade sympathisch machen. Dass er am Schluss unter der Fuchtel seiner 2. Frau lebt, vergönnt man dem Tyrannen wahrhaftig. Als Maler war er ein „Monster“, wie er selbst sagt: ungeheuer produktiv, von Einfällen nur so sprühend. Die Malerei war ihm das Wichtigste im Leben. Ihr ordnete er alles andere unter.

Einige Einwände sind gegen den oft ausufernden, in den Kitsch abgleitenden Stil zu erheben. Verwunderlich sind schlampige Angaben, etwa dass das Ghetto Nuovo auf der Giudecca liegt. Wünschenswert wären eine Chronologie der Ereignisse und ein Personenregister am Ende des Romans.