Joachim B. Schmidt: Ósmann. Diogenes Verlag

Ein kostbares Buch in einer kostbar poetischen Sprache. Ein Chronist dokumentiert die wahre Geschichte des Fährmanns Jón Ósmann, basierend auf der Erzählung des Urenkels des Fährmanns und der Biografie von Kristmunden Bjarnason.

Jón Ósmann, 1862 auf einem Bauernhof in Nordisland geboren, übernimmt schon in jungen Jahren das gefährliche Geschäft des Fährmanns. „Ósmann stand nackt vor seiner Hütte an der Flussmündung des West-Ós, so wird die Flussmündung genannt. Er wünschte seinen Nachbarn einen guten Morgen, dem nebelverhangenen Bergmassiv Tindastóll, der sagnumwobenen Insel Drangey….Er grüßte die Eiderenten auf der Westbank. (S13)“ Nach dem morgendlichen Gruß- und Hustritual nimmt er das tägliche Bad in den eiskalten Fluten des Wassers. Ósmann ist groß, bärenstark, ein begnadeter Säufer vor dem Herrn und ein wunderbarer Poet. Und bei den wenigen, noch verbliebenen Bewohner der fast menschenleeren Gegend sehr angesehen und beliebt. Für jede Karten- und Trinkrunde zu haben, immer bereit, die Menschen aus den gefährlichen Fluten zu retten, oft unter Einsatz seines Lebens. Er wird heiraten, die erste Frau stirbt bei der Geburt des Kindes. Was ihn fast an den Rand des Lebens bringt. Er wird wieder eine Liebe finden, Kinder bekommen. Oft zieht er sich in seine Hütte, weitab vom Dorf, zurück, sinniert und schreibt Gedichte. Poesie ist sein Anker im Leben. Als er aber zusehen muss, wie sein Freund in den Fluten ertrintkt, und er sich die Schuld an diesem Tod gibt, wo keine Schuld ist, bekommt sein Leben Risse. Seine Kräfte schwinden und er beschließt, sein Leben im Fluss zu beenden.

Der Leser taucht in eine raue, versunkene Welt Islands ein, in der der Glaube an Feen und Geister tief verankert ist. Die Menschen in diesem vom Fortschritt vergessenen Teil Islands haben die Wahl, entweder nach Amerika auszuwandern oder zu bleiben und sich mit Körper und Seele dieser allgewaltigen Natur zu verschreiben.

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