Jona Oberski, Kinderjahre. Aus dem Niederländischen von M. Csollány. Diogenes Verlag

Jan Oberski schildert aus der Perspektive eines Kindes die Grauen des Konzentrationslagers von Bergen-Belsen. Dabei nimmt der Autor die Position des Kindes ein, das mit 4 Jahren deportiert und erst mit sieben befreit wird. „Meine Mutter hatte einen gelben Stern auf meinen Mantel genäht. Sie sagte: Sieh mal, jetzt hast du genau so einen schönen Stern wie Papa. Ich fand ihn zwar schön, aber ich hätte doch lieber keinen Stern gehabt.“ Die Eltern versuchen dem Knaben, das Grauen fernzuhalten, es auf eine kindliche, märchenhafte Welt herunterzubrechen. Das Kind durchschaut zwar die Grausamkeit,erklärt sich sie sich zunächst auf seine Weise: „Ich guckte und sah einen Soldaten in grünen Kleidern mit einem großen braunen Hund. Der Hund sah aus wie der Wolf vom Rotkäppchen.“ Doch als sein Vater im Lager stirbt, fällt diese kindliche Schutzperspektive brutal weg. Und als auch seine Mutter stirbt, fällt er in ein tiefes Koma, aus dem er erst nach vielen Tagen erwacht. Da waren bereits die Insassen aus dem Lager befreit und er mit seiner Tante auf dem Weg in seine Heimatstadt Amsterdam. Sie wird ihn adoptieren. Aber er bleibt lange ein traumatisiertes, schwieriges Kind,das seinen Pflegeeltern eine ganze Menge auszuhalten gab, wie er in einem Nachsatz schreibt.
Jan Oberski schildert das Grauen, das er selbst als Kind erlebte, mit den Worten und Gedanken des Kindes, das er einmal war. Durch diese einfache, kindliche Sprache wirkt das Buch direkt in das Herz des Lesers hinein.

Silvia Matras empfiehlt: Jan Oberski, Kinderjahre