Kultursommer Semmering: „Madame, ich liebe Sie!“ Eine Heinrich-Heine Hommage

Sven – Eric Bechtolf Lesung, Anett Fritsch – Sopran, Florian Krumpöck: Klavier

Sven – Eric Bechtolf stellte ein spannendes Programm rund um Heinrich Heine und die Liebe zusammen, was fast einen opernhaften Nachmittag ergab: Seine Ehefrau Anett Fritsch lieh den verschiedenen Vertonungen der Heinegedichte – von Robert und Clara Schumann über Johannes Brahms bis zu Richard Strauss ihren strahlenden Sopran, und Bechtolf führte das Publikum in die leidvolle Realität Heinrich Heines ein. Ein geniales Kontrastprogramm! Beide Interpreten sind dem Publikum zum Beispiel aus den Salzburger Festspielen 2015 und 2016 bekannt. In Brechts „Mackie Messer – eine Salzburger Dreigroschenoper“ führte Bechtolf eindrucksvoll Regie. Anett Fritsch sang unter anderem die Gräfin in „Figaros Hochzeit“, ebenfalls unter der Regie von Bechtolf. Beide sind ein gut aufeinander eingespieltes Paar.

Der Heine-Nachmittag war in seinen kontrastreichen Facetten ein ganz besonderes Ereignis. Während Anett Fritsch mit ihrem Sopran, der an großen Opern geschult ist, sich voll in den romantischen Liedern einbrachte – zuweilen etwas zu laut für den Raum -, rückte Bechtolf Heines Ansicht über die Liebe in ein unromantisch – ironisches Licht: “ Wo geht die Liebe hin, wenn sie vergeht? “ fragt Heine und seine Antwort ist desillusionierend: In die Hölle. Heines zweite Lebenshälfte in Paris war zunächst von Freude und vielen Freunden geprägt. Er schrieb Gedicht um Gedicht, heiratete sogar seine „Mathilde“, wie er Augustine Mirat nannte. Aber ab 1848 fesselte ihn eine schwere Krankheit ans Bett – von da an mutieren seine (ironischen) Liebesgedichte zu leidvollen Lebensgedichten. Diesen weiten biografischen Weg zeigte dieser Nachmittag beeindruckend auf. Ein wahres Highlight unter den Lesungen am Semmering, stimmungsvoll am Klavier von Florian Krumpöck begleitet.

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