Margret Greiner, Auf Freiheit zugeschnitten. Emilie Flöge, Verlag Kremayr&Scheriau

Endlich eine Romanbiografie, die sowohl den Namen „Roman“ als auch „Biografie“ verdient. Was weiß man schon über Emilie Flöge? -„Ach ja, das war doch die Geliebte Gustav Klimts“ oder „Gustav Klimt hat sie doch ein paar Mal gemalt“ – mehr kommt da nicht. Darum war es wichtig, dieses Buch über diese interassante Frau zu schreiben und zwar nicht nur als „Beigabe“ zu Klimt, nicht nur in der Konnotation mit Klimt. Denn Emilie Flöge war für ihre Zeit – und wahrscheinlich auch noch für heutige Zeiten – eine fortschrittliche, selbständige Frau. Sie führte ihren eigenen Modesalon zu einer Zeit, als man von Coco Chanel noch nichts wusste. Sie entwarf Mode, um die Frauen aus dem Korsett und den Zwängen des pompösen Kleiderwahns zu befreien. Ihre Entwürfe entstanden in Konkordanz mit den Wiener Werkstätten.

Als Lebensbegleiterin von Gustav Klimt hatte sie sich früh entschlossen, aus dem Kampf um die erotische Vormachtstellung in seiner Gunst auszusteigen,  alle Amouren ohne Kommentar hinzunehmen und ihm „die Frau an seiner Seite“ im öffentlichen und privaten Leben zu sein, ohne jede sexuelle Beziehung. Diese Haltung fiel ihr nicht immer leicht, aber es war für das Paar der einzig mögliche Weg der gegenseitigen Akzeptanz.

Margret Greiner gelingt es in einer unaufgeregten Sprache mit viel Feingefühl, die Figur Flöges lebendig werden zu lassen. Der Leser weiß immer, wo die Romanfiktion beginnt und wo andrerseits die Recherchen sich auf gesichertem Terrain befinden. In inneren Monologen, Dialogen und Reflexionen führt sie uns an den Charakter dieser interessanten Frau heran, und zwar so nahe, wie es ein Roman erlaubt und so distanziert, wie es eine Biografie verlangt.

Unbedingt lesen!