Aus dem kanadischen Englisch von Peter Torberg.
Bücher über Bären sind gerade en vogue. In „An das Wilde glauben“ beschreibt die Naturforscherin ihren Kampf mit dem Bären, der sie im Gesicht schwer verletzt hatte. Dass sie ihre Forschungen trotz dieser Verletzungen nicht aufgibt, ist die Botschaft dieses spannend geschriebenen Buches. ( Verlag Matthes und Seitz -s. auch die Rezension auf dieser Webseite) Auch wissenschaftslastig, aber verquickt mit einigen persönlichen Schicksalen schreibt Clara Arnaud über eine Bärin, die den Schäfern das Leben schwer macht, und über das Schicksal eines kleinen Bären, der in den Staaten als Tanzbär kläglich endet: „Im Tal der Bärin“, Kunstmann Verlag -s. Rezension auf dieser Webseite
Beide Bücher sind spannend und geben Einblick in das Leben der Bären in der Wildnnis und im Zusammenleben mit Menschen. So auch Tammy Armstrongs Geschichte.
Die Autorin widmet das Buch allen „Bärenflüsterern, die sich, allen Widrigkeiten zum Trotz, ihre Zuversicht bewahren“.
Pearly Everlasting (zu Deutsch: Silberimmortelle) wird zeitgleich mit einem Bären geboren. Sie in einem Holzfällercamp im Norden Canadas, der Bär wird von ihrem Vater in einer Höhle, von der Mutter verlassen, entdeckt und nach Hause gebracht. Seine Frau zieht nun beide auf, so wird Bruno, wie sie den Bären nennen, ihr Bruder, Spielgefährte. Als Schwarzbär gehört er zu den kleinen Bären. Deshalb kann er inmitten der Familie leben und verbringt mit Pearly Everlasting die Kindheit und Jugend. Bis er eines Tages spurlos verschwunden ist. Pearly macht sich mitten im Winter, in Kälte, Schnee und Sturm auf die Suche nach ihm. Was sie dabei alles durchsteht, übersteht, füllt den Großteil des Romans. Durchaus spannend. Eine Warnung sei abgesetzt: Wer es nicht so mit Schnee und Kälte hat, der möge den Roman entweder beim Kaminfeuer oder in der Sommerhitze lesen. Denn die intensive Beschreibung der gefährlichen Abenteuer mitten im tiefsten Wald, im Sturrm und Schneetreiben ist nur schwer auszuhalten. Leicht überträgt sich die Kälte auf den Leser.
Tammy Armstrong, im Stil geschult durch ihr Studium des „Creative Writing“, schreibt eine junge, flotte Feder, die auch Stil- und Grammatikbrüche ganz bewusst einsetzt. Obwohl Pearly Everlasting ihren brüderlichen Spielgefährten über alles liebt, hegt und pflegt, vermenschlicht die Autorin ihn nicht. Er ist und bleibt ein Bär, der zwar Menschennähe gewohnt ist, aber nicht menschlich interpretierbar handelt. Trotz der Spannung, die Tammy Armstrong im Roman aufbauen kann, kommt es da und dort zu gewissen Längen – immer dann, wenn sie allzu oft die Kälte, den Schnee, die Geister der Natur beschwört. Etwas weniger oft über Kälte und Schneesturm erzählen, hätte auch genügt. Insgesamt aber zählt dieser Roman zu den durchaus interessanten Texten über Bären.