Inszenierung: Bruno Max, Bühne: Robert Notsch, Kostüm: Anna Pollack
Goethe in seinem letzten Lebensjahrzehnt weiß sich aller Herzen zu bedienen, sie für seinen Ruhm – auch den in der Nachwelt – einzusetzen. So auch den kreuzbraven und über Goethes Tod hinaus treu ergebenen Eckermann. Darüber schrieb Martin Walser seine satirische Komödie, in der Goethes Eitelkeit und Empathielosigkeit aufgeblättert wird. Damals, in den 70er Jahren, waren die Goetheverehrer empört über das Stück, heute sieht man mit Schmunzeln zu, wie der eitle alte Mann sich lächerlich macht. Der Sympathieträger ist allemal Johann Peter Eckermann.
Bruno Max inszeniert „In Goethes Hand“ ganz nach dem Titel – Eckermann und viele andere aus der Umgebung des Genies sind in Goethes Hand. Manche gehen daran zugrunde, wie der Sohn August, der sich zu Tode säuft, manche sehen vor lauter Bewunderung nicht, wie sie ausgenützt werden. Das Ensemble ist ganz wunderbar besetzt, fast sind die einzelnen Figuren ihren Vorbildern aus dem Gesicht geschnitten. So ist Hans Jürgen Bertram ein Goethe, wie er nicht wahrhaftiger sein könnte: Sprachlich gewollt pathetisch bis zur Lächerlichkeit, mit leichtem Anklang ins Senile. Im Gehabe ganz der Geniale, der nach Bewunderung heischt. Randolf Destaller ist Eckermann durch und durch: Man nimmt ihm die übertriebene Verehrung ab, die er dem Dichterfürsten entgegenbringt, möchte ihm zurufen: Jetzt red schon, sag ihm deine Meinung, verlang endlich ein Salär, von dem du leben kannst! Nix davon tut er, lässt sich mit alten Jagdbogen abspeisen und lässt seine Verlobte Hannchen 12 Jahre auf die Heirat warten. Eva Maria Scholz ist ein klarsichtiges, kluges Hannchen, die ihrem Johann gehörig die Leviten liest. Selbst die Nebenrollen sind glamourös besetzt. Köstlich etwa die Szene, als sich der eitle Alte zwei junge Adorantinnen anlacht: Gustchen Kladzig (spitzbübisch: Lisa Caroline Nemec) und das vor Bewunderung in Dauerohnmacht fallende Dummchen Gertrude (Katharine Krause). In deren Mitte der satt genießende Goehte auf einer Gartenbank! Berührend die Szene, in der Eckermann dem Toten eine Locke abschneidet und in Erinnerungen schwelgt. Dabei weiß er nicht, wovon er in Zukunft leben wird. Tatsächlich soll er ja bettelarm gestorben sein. Es gibt schon Personen, die sich ihm widersetzen, etwa die resche Schwiegertochter Ottilie (Johanna Rehm). Sie weiß sehr gut die Rolle der Dame des Hauses zu spielen und den Ruhm ihres Schwiegervaters zu nützen.
Man steigt einen Abend lang in die Zeit Goethes zurück – kann sein Wissen über die Personen um ihn auffrischen. Unterstützt wird diese „Rückführung“ durch ein geschicktes Bühnenbild (Drehbühne von Robert Notsch) mit einigen wenigen in die Zeit passenden Möbeln und durch Kostüme (Anna Pollack), die ebenfalls die Zeit zitieren. Ein Tipp für die Besucher: Im sehr informativen Programmheft sind alle historischen Personen aufgelistet und charakterisiert – praktisch als Auffrischung! Außerdem schrieb Bruno Max eine kurze, griffige Einleitung zum Stück und zur Person Martin Walser.