Eine Privatklinik im Charme der 60er Jahre: weiße Vorhänge, grüne Wände. Halbdrei Uhr Nachts. John Brown verlangt ein Zimmer. Es sei ein Notfall. Ihm fehle nichts, er möchte nur gepflegt werden, regelmäßig sein Essen bekommen – im Bett – und sonst nichts weiter. Sebastian Pass verpasst John Brown das richtige Durchschnittssmenschauftreten: Beiger Anzug, wahrscheinlich billiger Kunststoff, leise Bescheidenheit. Er ist „jeder“, der von „draußen“ nichts mehr hören und wissen will. Typischer Fall von Burnout, würde man heute sagen. Zur Zeit, als Stoppard diese Komödie (?) schrieb (Vietnamkrieg), wohl ein Fall von Kriegs- und Weltekel. Dem Personal passt dieser Brown nicht ins Schema. Krank ist er nicht, aber irgendetwas muss er doch TUN! Man verordnet ihm diverse Therapien, wie Korbflechten, was er dann auch pflichtschuldigst erledigt. Minutenlang darf das Publikum seinen wort- und geräuschlosen Versuchen. einen Korb zu flechten zusehen. Komödie oder Tragödie? Wohl am ehesten Tragik-Komödie. Allerdings gibt die Regisseurin Ingrid Lang der Komödie keine Chance. Sie inszeniert das Ganze als absurdes Theater. Das Krankenhauspersonal redet und bewegt sich in seinen militärisch anmutenden Kostümen (Mira König) wie KI-Roboter oder Patienten aus der Psychiatrie. Dadurch verlieren die komischen Momente jede Kraft und übrig bleibt ein todernstes Stück über einen kriegsmüden Heimkehrer, der von der Welt nichts wissen will. Doch die ERinnerungsbilder holen John Brown ein. Während er in einen aus Ästen geflochtenen Riesenkorb, der als Laterna magica fungiert, stiert, kriecht aus den Wandklappen das als Soldaten mit Grünzeug getarnte Personal auf die Bühne und wälzt sich auf dem Boden, schlägt aufeinander ein. Das alles zum Lied eines Affen (so laut Programm), der aber ein Reisenbär mit Fell und Tatzen ist. Die als Affenbär getarnte Regisseurin Ingrid Lang singt dazu das Lied von Pink Floyd, Us and Them – ein Song über beinharte Überlebensstrategien im Krieg. John Brown verlässt das Spital, als ihm das Personal als große Überraschung ankündigt, dass ihn Familienmitglieder und Freunde besuchen werden.
Anerkennender Applaus!