Zülfü Livaneli: Schwarze Liebe, Schwarzes Meer. Aus dem Türkischen von Gerhard Meier. Klett-Cotta

Wie kommt es, dass wir Literaturfreaks diesen genialen Schriftsteller aus der Türkei nicht kennen? Alle reden nur von Pamuk und seinen zu gegeben erfolgreichen Romanen. Liveli ist ein vielseitiges Genie. 1970 musste er als politisch verfolgter aus der Türkei fliehen. In Stockholm, Paris und Athen arbeitete er als Regisseur, Musiker – unter anderem mit Theodorakis und Farantouri. 1980 kehrte er als gefeierter Musiker in die Türkei zurück. Seine Diskografie ist länger als seine Bibliografie.
Seine Stärken sind Humor und Menschenkenntnis, die ihn nicht an der Liebe zu den Menschen und seinen Romanfiguren hindert.
Der Verlag Klett-Cotta hat sich dankenswerter Weise dieses genialen Autors angenommen. „Schwarze Liebe, Schwarzes Meer“ ist ein Roman voller Fallen, die der Autor dem Leser stellt. Kaum meint dieser, eine Figur erfasst zu haben, ist alles schon wieder anders. Geschickt wie einst Scheherezade führt Liveli uns durch die verschiedenen Geschichten, verflicht sie, löst sie, um uns schmunzelnd und traurig, dass der Roman zu Ende ist, zu entlassen. Was wahr ist und was nur Phantasie, entscheidet der Leser. Dem Autor ist es einerlei. Wahrheiten sind relativ.
Ahmet ist ein Bauingenieur im Ruhestand. Aus Istanbul hat er sich in ein Dorf am Schwarzen Meer zurückgezogen, wo er in einem großen Haus ganz alleine lebt und sich seinen Ticks hingibt: Niemand darf ihn berühren, er spricht mit seinem Hund Kerberos, die Zimmer sind nach literrischen Begriffen eingeteilt: In einem stapelt sich Literatur über Eifersucht, im nächsten über Mord, dann über enttäuschte Liebe usw.Er selbst ist überzeugt, dass Liebe das größte Übel ist, das dem Menschen zustoßen kann. Als im Dorf ein Mord geschieht, steht eines Tages die junge Journalistin Pelin vor seiner Tür. Trotz seiner Menschenscheu erzählt er ihr aus seinem Leben, sie geschickt von einem Abend zum nächsten hinhaltend. Bis sie alles erfährt, aber sie erfährt nur Täuschungen…Mehr sei hier nicht verraten! Lesen!
Silvia Matras empfiehlt dieses Buch ganz besonders!!