Andreas Hillger, gläserne zeit. Osburg Verlag

Ein Bauhaus-Roman

Geschickt verknüpft der Autor eine Beziehungsgeschichte mit dem Geschehen rund um das Bauhaus, als es in Dessau in den Jahren von 1925-1932 seine Zelte aufschlug. Walter Gropius hat mit seinen Meistern und Alumni (Lehrern und Studenten) Weimar verlassen und die Einladung der Junkersbetriebe, nach Dessau zu kommen, angenommen. Clara Cohn, Tochter aus gut bürgerlichem Hause, studiert an der Bauhaus -Schule. Bei einer öffentlichen Bauhaus- Veranstaltung posiert sie als nacktes Aktmodell, was ihr den Unmut des Vaters zuzieht. Er bricht jeden Kontakt zu ihr ab.Die Kluft zwischen Bürgertum und Bauhaus, wie sie schon in Weimar aufgebrochen war, tut sich auch hier auf. Clara lebt genau dazwischen. Dazu kommt noch Liebeskummer. Sie kann sich nicht zwischen dem besonnenen Lukas und dem draufgängerischen Carl – beides Bauhausstudenten – entscheiden.

In diese Beziehungsgeschichte flicht der Autor geschickt das Geschehen und die Probleme rund um das Bauhaus ein, charakterisiert den Machtmenschen Gropius, der sich inzwischen „Pius“ nennen lässt und auch so agiert. „Pius ist ein Fähnlein im Wind, das sich mal den Künstlern, mal den Ingenieuren zuwendet.“ (S 95) Er entlässt der Reihe nach die Meister, wenn sie mit seinen Entscheidungen nicht einverstanden sind. Mit dieser Kritik an Walter Gropius steht Andreas Hillger nicht allein da. Die jüngst erschienene Biographie von Bernd Polster „Walter Gropius“ (Hanser Verlag) richtet das Bild dieses allseits verehrten Mannes, der von sich sagte: Das Bauhaus bin ich, zurecht.

Wie in anderen belletristisch aufgebauten Büchern rund um das Bauhaus ist es auch für dieses Buch empfehlenswert, sich über die wichtigsten Künstler im Bauhaus vorab zu informieren.Sonst gehen einige feine Anspielungen ins Leere.

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