Arnon Grünberg, Amour fou. aus dem Niederländischen von Rainer Kersten. Diogenes Verlag

Daniel Kehlmann schrieb zu dem Roman ein Vorwort, das auf den Autor neugierig macht.“Ich habe Angst vor Arnon Grünberg“ schreibt er gleich zu Beginn. Als langjähriger Freund kennt er Grünbergg als höflichen, liebenswerten Menschen. Alle seine Romanfiguren sind höfliche Menschen, aber dahinte lautert der Schrecken, schreibt Kehlmann. Besser kann man den Roman nicht charakterisieren.
Marek van der Jagt ist ein Simplizissimus. Ein einfältiger Knabe, der in der Pubertät auf Jagd nach der „amour fou“ geht. Er will hinter dieses in der Literatur so häufig zitierte Phänomen kommen. Doch mit Schrecken muss er erkennen, dass sein Geschlecht Zwergengröße hat und nicht sehr für die ERkundung der amour fou geeignet ist. Seine Familie gleicht eher einem Zerrbild einer Familie: Den Vater lässt alles um ihn herum kalt, ihn interessieren nur geschäftliche Fusionen. Die schöne und exzentrische Mutter quält alle mit ihren Selbstmorddrohungen. Als Marek sie in die Berge nach Bayrischzell begleiten muss, stößt er sie auf einer Wanderung in den Abgrund. Ohne Gewissensbisse kehrt er im Jahr darauf allein dorthin zurück. „Bayrischzell liegt am Ende der Welt, danach kommt nichts mehr, nur noch Berge und nochmals Berge, und dann, zuletzt, Österreich.“ So endet der frivol-heitere-bedrohliche Roman. Und man wird süchtig nach diesem Autor mit seiner überbordenden Fantasie und seiner herrlichen Respektlosigkeit. Ein Feuerwerk an skurrilen Einfällen, Sprachwitz und irrwitzigen Einfällen regnet da auf den Leser herab.