Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit. Diogenes Verlag

Drei Geschwister -zwei Brüder und eine Schwester -bilden eine „liebe Familie“, die besonders durch die Mutter zusammengehalten wird. Als die Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen, zerbricht alles. Die Normalität gibt es nicht mehr. Nach vielen Jahren, in denen sie wenig voneinander hören, kommen sie wieder zusammen. Jules, der Jüngste, hat unter dem Verlust der Eltern am meisten gelitten. Marty, der ältere Bruder, ist erfolgreicher Geschäftsmann geworden. Die schöne Liz hat den Boden unter den Füßen ganz verloren, hält sich einen Liebhaber nach dem anderen und kifft sich aus der Realität weg.
2. Teil: Jules ist erwachsen, hat zwei Kinder. Er hat seine Jugendliebe Alva geheiratet. Doch nach acht glücklichen Jahren stirbt Alva an Krebs. Jules rast mit seinem Motorrad gegen einen Baum, überlebt und nimmt das Leben neuerlich an.
Tief im Inneren des Romans geht es um die möglichen und unmöglichen Formen der Liebe und der menschlichen Beziehungen. Da ist einmal die Beziehung der Geschwister untereinander. Sie streiten, sehen einander jahrelang nicht, aber es gibt zwischen ihnen einen tiefen Zusammenhalt. Dann gibt es die unverwirklichbare Liebe Tonis zur schönen Liz, die zwar viele Männer hat,aber immer von einer unerreichbaren Liebe träumt. Für Marty ist Liebe nur ein Wort. Ihm ist Zufriedenheit wichtiger. Zentrum des Romans bildet die tiefe und ausdauernde Liebe Jules zu Alva. Als sie stirbt, beginnt für Jules die Zeit des Erinnerns. Er erkennt, nur wenn er die Menschen an sich heranlässt, gibt es auch Erinnerung und kann er der Einsamkeit entkommen.
Benedict Wells weiß mit dem großen Wort Liebe behutsam und ohne Scheu umzugehen. Gerät nie ins Klischeehafte, obwohl er die Beziehungsformen durchaus auch im Alltäglichen auslotet. Ein Buch, das gut tut.