Ballett: Hector Berlioz: Roméo et Juliette. Volksoper

Choreographie: Davide Bombana

Bühnenbild, Kostüme und Licht: rosalie

Liebe und Hass wurden von Shakespeare in die Form eines absolut gültigen Dramas gegossen, das Prokofjew und Berlioz als Vorlage für ihre Ballettmusik diente. Hector Berlioz‘ Musik ist weit weniger bekannt als die von Prokofjew, weil seltener gespielt. Daher ist es spannend, das Werk in der Choreographie von Davide Bombana auf der Bühne der Volksoper zu erleben. Er legt den Schwerpunkt auf die gesellschaftliche Auseinandersetzung verschiedener sozialer Schichten: Die Montagues sind eine Straßengang, die ihren Mut an den noblen Capulets erprobt. Die Kampfszenen erinnern sehr an die „Westside Story“ von Bernstein. Hochdynamisch die Leistungen von Martin Winter als Tybalt, Alexander Kaden als Mercutio und Gleb Shilov als Benvolio. Arne Vandervelde als Romeo (Rollendebüt) kann mehr in diesen Kampfszenen brillieren als als Verliebter. In der bekannten Gartenszene, in der er um Julias Liebe wirbt und sie sich ihm hingibt, bleibt er an Zartheit, Einfühlungsvermögen hinter ihr (Maria Yakovleva) weit zurück. Diese Julia hat alles: Jugendliche Strahlkraft, Ungestüm, Hingabe und das große Urvertrauen in die Liebe.

Schuld an dem Hass zwischen den beiden Familien ist die Königin Mab, aus dem Reich des Unbewussten, mag sein auch aus den Träumen entstanden. Katevan Papava (Rollendebüt) tanzt sie mit einem alles hinwegschwemmenden Furor. Wo sie auftaucht, gibt es keine Versöhnung. Selbst als der Priester Lorenz am Totenbett der beiden Liebenden die verfeindeten Familien mit beschwörenden Tanzsequenzen zur Versöhnung mahnt, gelingt das nur für kurze Momente. Intensiv dazu das Lied des Tenors Mehrzad Montazeri (Rollendebüt), der die Menschen auffordert, den Hass zu vergessen und die Herzen für die Liebe zu öffnen. Vergeblich -Schon zerrt Mab die Hände auseinander, die sich die Familien als Zeichen des Friedens gereicht haben.

Besonders hervorgehoben sei noch die Gesangssolistin Martina Mikelic, die zum Solo Julias, die von der Liebe zu Romeo träumt, das Lied von der Verzauberung durch die erste Liebe singt. – Eine Szene, die in Erinnerung bleiben wird.

Die Musik von Berlioz klingt unter dem Dirigat von Gerrit Prießnitz wuchtig und zart zugleich. Manchmal scheint es jedoch, als jagte er die Tänzer durch sein Extremtempo allzu sehr von einer Figur in die andere.

Rosalie (Gudrun Müller) starb 2017 mitten in den Vorbereitungen zu diesem Ballett, ihre Entwürfe wurden von Thomas Jürgens realisiert. Das aus farbigen Lichtstäben fast irreale Bühnenbild passt sich atmosphärisch an die Temperaturen der Szenen an: Einmal eisig weiß-kalt, dann kämpferisch-rot. Nie romantisch. Fast als würde es die Liebe negieren wollen.

Ein großartiger Abend, der wieder einmal zeigt, was das Staatsopernballett leisten kann!!

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