CAPRI – ISOLA DELLA FELICITÀ

Alle Fotos: Silvia Matras

Kann es ein glücklicheres Erwachen geben als mit dem Blick auf die drei berühmten Felsen „Faraglioni“, vom Balkon des Hotels „Luna“ aufgenommen. Dann ab in das Fitnesskarbäuschen, das über den Faraglioni zu schweben scheint. Gibt es einen schöneren „Bildschirm“ beim Trainieren, noch dazu bei weit geöffneten Fenstern?. So beginnt jeder Tag mit voller Energie. Die erste Wanderung führt zu dem mächtigen Arco Naturale. Der gut beschilderte Wanderweg führt von der Piazzetta in Capri Stadt, deren Trubel man schon nach wenigen Schritten zurücklässt, vorbei an gepflegten Gärten, wo es auch noch im Herbst üppig blüht, und an kleinen und größeren Villen. Duftorgien aus Orangen, Rosen und Kräutern und Piniennadeln umwehen die Nase.

Ich behaupte ganz einfach: auf Capri stehen die elegantesten Pinien mit dem aufregendsten Standort direkt über den steilen Felsenabhängen und fast mit den Wurzeln im Meer.

Der Arco Naturale ist ein riesiger, aus dem Wasser ragenden Felsbogen, dicht bepflanzt mit Macchia und – natürlich – Pinien! Über steile Stufen geht es hinab fast bis Meer. Dann steht man beinahe unter dem Bogen, dessen Wucht überwältigend ist. Der Ausblick über die Küste – wie kann es in Capri anders sein – capriciös!

Steil geht es hinauf, fast ins Blaue des Himmels und gleich wieder hinunter fast bis ans Meer.

Natürlich steht auch das Haus des schwedischen Arztes Axel Munthe (1857-1949) in Anacapri auf dem Programm. Weniger fasziniert das Haus, das eher düster und winkelig wirkt, als der Garten mit den wuchernden Pflanzen, den antiken Figuren und natürlich den beiden Sphingen – eine sieht den Besucher direkt an, die andere reckt ihm ihr unschönes Hinterteil entgegen.

Der Mann mit Hut auf der Säule ist eine allzu realistische, fast hässliche Büste von Axel Munthe Gut, dass sie etwas versteckt im Grünen steht.

Von Anacapri führt ein Sessellift in zehn Minuten auf die Spitze der höchsten Erhebung, den Monte Solaro. Von dort hat man einen Rundblick über Capri, fast bis Neapel. Und einer steht oben und weist mit der Hand auf die Schönheit des Ausblicks hin: Kaiser Augustus – die wohl xte Kopie dieser berühmten Statue.

Augustus scheint Capri zu segnen, als hätte er es gerade erst erschaffen. Ob er wirklich auf dem Solaro war, wissen nicht einmal die römischen Götter. Aber als Fotoobjekt macht er sich jedenfalls gut. Auch die Eidechse bewundert ihn!

Im „Garten des Augustus“ war er ganz sicher nie – wie auch, wenn es nicht einmal gesichert ist, ob er überhaupt auf Capri war. Aber der Name lockt Touristen in Scharen an. Ab 10h morgens traben die Gruppen hinter ihren Führern her. Der Ausblick von dort oben ist – richtig erraten – spektakulär. Man schaut auf die in den Felsen eingehauenen Windungen der „Via Krupp„. Friedrich Alfred Krupp verbrachte die Winter 1898 bis 1902 regelmäßig auf Capri. Hoch oben auf dem Felsen steht seine Villa. Wozu er diese Wahnsinnsstraße bauen ließ, weiß kein Mensch. Ob er über die Serpentinen täglich hinunter ans Meer spazierte? Wohl eher nicht. Hatte er schon ein Auto, das diese steilen Kurven packte? Wohl eher nicht. Alles Spekulationen, wie ja der ganze Friedrich Alfred ein Rätsel ist, Sagte man ihm doch Feste mit Knaben nach und mehr. Aber das ist Boulevardtratsch. Eine ähnlich architektonische Leistung ist der Bau der „Viila Malaparte“. Curzio Malaparte (1898-1957), Journalist und Schriftsteller, ließ dieses Haus von dem damaligen Stararchitekten Adalberto Libera erbauen. Über diese Villa sagte Malaparte: „una casa come me: triste, dura, severa“ (Ein Haus wie ich: traurig, hart, streng). Heute ist das Haus im Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Es liegt wie ein gestrandetes Schiff auf einem Felsenvorsprung.

Ja, die Insel war immer schon bei Träumern, Spinnern und Grenzgängern beliebt. Der wohl bekannteste ist bis heute der französische Baron Jacques d`Adelswaerd Fersen. Vielleicht ist Kaiser Tiberius noch bekannter, weil von ihm erzählt wird, dass er sich auf Capri zurückzog, um Ruhe vor unliebsamen Zeitgenossen zu haben. Manche von ihnen soll er ja von den Felsen ins Meer werfen haben lassen – aber das ist nur ein böses Gerücht, wie so vieles auf Capri auf Gerüchten beruht. Von seinen Villen und Palästen sind ein paar Reste zu sehen. Man braucht schon ein wenig Phantasie, um sich einen Kaiserpalast vorzustellen. Aber die Abhänge – ja, die nähren die Legende!! Zurück zu Baron Fersen. Sein Leben ist total „capriciös“. Dandy, Lebensgenießer – ein wenig auch lebensüberdrüssig – Liebhaber von schönen Knaben, des Opiums und was sonst noch zum Leben eines reichen Dandys gehört. Fersen liebte das Überschwängliche, das ungeordnet Wilde gepaart mit Reichtum und dem Charme der Dekadenz. Geschmack bewies er beim Bau der Villa und mit der Wahl des jungen Liebhabers. Die Foto in seiner Villa zeigen einen bezaubernden Knaben von fast unschuldiger Schönheit. Eines Tages, so erzählt man sich auf Capri, gab Fersen wieder eines dieser rauschenden Feste. War es Rausch, war es Lebensüberdruss – er stürzte sich mitten im Gelage von einer der Terrassen in die Tiefe. Ein Hauch dieses dekadenten und doch auch faszinierenden Lebensstils ist in der heute fast leeren Villa noch immer zu spüren. Gut, dass sie nicht mit Pseudomöblage „eingerichtet“ wurde. Leer, nur mit Fotos von Fersen und dem Knaben, ist die Atmosphäre dicht und authentisch. Einer, dem die schönste aller Welten zu Füßen liegt, stürzt sich in den Abgrund !

Fersens schöne Knaben!

Fersens Villa und Garten als Projektion seines Lebensstils

Und die Piazzetta? Ein paar Worte dazu müssen schon sein. Sie ist der Sehnsuchtsort aller, die nach Capri kommen. Wenn auch nur für ein paar Stunden. Auf der Piazzetta muss man gewesen sein. Ein wenig VIPs aufspüren, die aber längst schon die Insel verlassen haben. Was den Reiz der Piazzetta ausmacht, erfährt man am besten am frühen Morgen oder abends, wenn nur mehr die „Übernachter und Caprensi“ eines der vier Cafés frequentieren. Dann zeigen sich die jungen Schönen in hauchdünnen Abendkleidchern, Auf hauchdünnen High Heels paradieren sie kurz auf der Piazzetta, um sogleich in den schmalen Gassen zu irgendwelchen Partys der jeunesse d´orée zu entschwinden. Über all dieses Leben zwischen Massentourismus, Edelboutiquen und Lebensgenießern können die Ziegen von Capri, die im „Parco Astartita“ ein sorgloses und kostenfreies Leben führen, nur meckernd lachen.

Die Ziege wartet auf ihrem Podest auf Wanderer, damit sie sie mit Gras füttern. Die Sphinx in der Villa Munthe zeigt den Touristen ihren uneleganten Hintern! Auf Capri darf man nicht alles ernst nehmen. Zu viel Schönheit braucht ein Lächeln,sonst müsste man Kitschalarm auslösen. Capri wirkt wie ein aus der Zeit gefallener Ort, stecken geblieben zu Beginn des 20.Jahrhunderts, als noch die Ästhetik des Schönen einen hohen Stellenwert hatte.

Der Abend auf der Terrasse des Hotels „Luna“ ist so ein Moment, wo vielleicht manche den Kitschalarm auslösen würden. Doch man kann süchtig auf diese Stimmung werden: Zwei Segelboote werfen ihre Anker, entzünden die Positionslichter. Es wird still. Die Sonne geht unter, färbt den Himmel in ein leichtes Lila, Rosa. Die Faraglioni leuchten gelbrot auf.

Ein wunderbarer Tag geht zu Ende. Wie schrieb Maxim Gorki während seines Aufenthaltes auf der Insel: „Dieses Leben hier ist nicht real, es gleicht einem Kunstwerk.“

Tipp und Info:

Einkaufen am besten nicht bei Prada, Gucci und Co. In Via delle Botteghe (direkt von der Piazzetta hinein, Richtung Hotel Tiberio) gibt es kleine Boutiquen, die teils noch eigenes Design verkaufen, wie etwa: Enzo Coppola, Via delle Botteghe 40. Heute führt Valentina, die Tochter von Enzo Coppola, das Geschäft. Die Nähmaschine des Vaters hat einen Ehrenplatz! Enzo Coppola Capri – Schubėrt | Capri | Facebook.

Hotel Luna http://www.lunahotel.com, ein gepflegtes Viersterne-Hotel. Freundliches Personal, gutes Frühstück, Zimmer mit Ausblick auf die Faraglioni. Am besten, man bucht bei TUI ein Paket Ü, Frü, Transfer in einem Reisebüro des Vertrauens, z.B. Bergers Reisewelt in Purkersdorf:http://www.bergersreisewelt.at

Allgemeine Informationen: http://www.capritourism.com und http://www.enit.at