Elfriede Jelinek, Am Königsweg.

Landestheater St. Pölten

Wie schreibt man ein bitterböses Kasperltheater auf jemanden, der sich täglich selbst zum Kasperl macht? Elfriede Jelinek hat es 2017 versucht. Nun ist ihr Stück über Donald Trump und die gesellschaftlichen Folgen seiner Präsidentschaft in der Inszenierung von Nikolaus Habjan am Landestheater St. Pölten zu sehen. 2013 schuf der Puppenmacher und Puppenkünstler die erste Jelinek-Puppe für das Stück „Schatten (Eurydike sagt)“. Da sitzt sie am Rande der Bühne und mokiert sich über ihr eigenes Stück. Eine zündende und damals einmalige Idee!

Nun nehmen die Autorin und Habjan diesen Trick wieder auf. Die Jelinek sitzt gleich dreifach auf die Bühne: einmal als Junge, dann als Mittelalterliche und schließlich als Alte, dem Tode hingeneigt, wie sie selbst sagt. Zu Beginn des Stückes wird sie geblendet und redet fortan als Seherin Kassandra oder, wenn man so will, als geblendeter Ödipus – auf diese Sage gibt es im Stück immer wieder Querverweise, die ziemlich an den Haaren herbeigeschrieben wirken. Als Blinde sieht sie aber, anders als Kassandra, keine Zukunft, die erscheint ihr nur finster. Zu diesem Handlungsstrang wird aus dem Off die Stimme der Autorin eingeblendet, die sich über ihr Alter beschwert und meint, sie habe eigentlich nichts mehr zu sagen.

Der andere Handlungsstrang spielt auf der eigentlichen Bühne, die Jakob Brossmann zu einem runden Pavillon, der sich bei Bedarf nach Innen öffnet und an das oval Office in Washington erinnert, gestaltete. In diesem Raum, der zugleich das Reich des Königs ist, wo eine Trumpfigur einmal als plärrendes Baby, dann als vergoldeter König Midas agiert, und ebenso die liebdienende Welt um ihn herum darstellt, lässt Habjan seine Puppen tanzen, quieken, schreien und manchmal schnell – allzu schnell und oft undeutlich werdend – sprechen. Vielleicht ist die Sprachundeutlichkeit ja gewollt. Trump versteht man ja auch nicht.

In der quirlig bunten Puppenwelt der Muppet Show und den Irrgängen der Jelineksprache sich zurecht zu finden, ist oft mühevoll. Gar manche Sequenzen rauschen als ungelöste Rätsel vorbei.

Weniger wäre mehr!

Dennoch – Anerkennungsapplaus für die Leistung der Schauspieler, die da waren: Hanna Binder, Tim Breyvogel, Sabrina Ceesay, Bettina Karl, Manuela Linshalm, Tilman Rose und natürlich für Nikolaus Habjan.

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