Elizabeth Strout, Alles ist möglich. Luchterhand

Aus dem Amerikanischen von Sabine Roth

Besser wäre es, das Buch „Erzählungen aus dem Mittleren Westen“ zu nennen. Viele Einzelgeschichten werden aneinander gereiht, die sich nur lose durch die Figur der Schriftstellerin Lucy Barton zu einem Ganzen zusammenfügen.

Elizabeth Strout hat ihre treue Leserschaft, zu der ich nicht zähle. Nach der Lektüre dieses Buches auch nicht. Obwohl die Autorin mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, konnte mich „Alles ist möglich“ nicht wirklich überzeugen. Zugegeben, das Milieu einer muffigen Kleinstadt, die überall in der Welt sein könnte, hat sie gut getroffen . Mir fehlt aber das wirklich einigende Band eines Romans. Dass Elizabeht Strout Figuren gut charakterisieren kann, steht außer Zweifel. Da ist zum Beispiel die Lehrerin Patty Nicely, die von ihren Schülern wegen ihrer Fettleibigkeit offen verspottet wird, oder der nette Schulwart Tommy Guptill. Er verlor seine Farm durch einen Brand, ist aber mit seinem Dasein als Schulwart dennoch zufrieden. Die beiden sind eine der wenigen positiven Figuren in diesem Buch. Die meisten versinken in ihrem Elend, werden gewalttätig oder depressiv. Mitleid, Liebe oder Lebensfreude – das sind Emotionen, die in diesem Buch fast nicht vorkommen. Die Menschen wissen gar nicht, dass sie durch Liebe oder Güte ein wenig Licht in ihr eigenes Leben bringen könnten. Sie sehen nur ihr persönliches Elend, das Strout manchmal mit fast voyeuristischer Genauigkeit schildert, wobei immer deutlich ihre Empathie mitschwingt.

Elizabeth Strout wurde 1956 in Portland, Maine geboren und lebt in Maine und New York City. Ihre zahlreichen Romane wurden in viele Sprachen übersetzt. http://www.randomhouse.de/luchterhand/