Nizza -Erste Erkundungen in der Umgebung

Fortsetzung Nr.2

Die Promenade des Anglais belebt sich. Läufer, Tretroller, Sonnengenießer, Bummler – eine Sonntagsstimmung. In der weißen Pergola hat der Fotokünstler „Portraits croisés“ – angebracht, es macht Spaß die Doppelgesichter zu erkennen, wie etwa den mächtigen Kopf Beethovens gemischt mit dem des bekannten französischen Schriftstellers Éric Emmanuel Schmidt. Es zieht mich – typisch Touristin – zum Blumenmarkt. Und ich bin enttäuscht. Die üblichen Tulpen aus Amsterdam, ein paar Orangenbäumchen, aber – auch ganz wunderbar duftende Mimosen. Keine Nicois, nur fotografierende Touristen, so wie ich eine bin.

Im italienischen Restaurant „La Faraola“ genieße ich einen ausgezeichneten Fisch – welche Spezies habe ich vergessen – und ein Glas Chardonnay. Nicht gerade billig, aber ausgezeichnet. „Billig“ (prix modeste oder à bon prix oder pas cher) – diese Worte existieren in Nizza nicht.

Als ich auf den Cours Saleya, wie die korrekte Adresse des Marktes lautet, heraustrete, ist der Platz leergefegt. Buchstäblich. Keine Stände, keine Blumen, dafür aber beleuchtet ein wunderbares Abendlicht die Szenerie. In der nahen Oper spielt man diesen Abend das berühmte Violinkonzert von Tschaikowsky mit einer russischen Geigerin. Mit Glück bekomme ich noch eine Karte.

Es ist ein seltsames Gefühl: Ich sitze in der zweiten Reihe einer Loge, fast auf dem Boden, da der Fauteuil schon ganz durchgesessen ist. Vor mir drei mächtige männliche Schultern, auf denen drei mächtige Glatzköpfe sitzen. Um die Geigerin zu sehen, muss ich mühevoll vom Boden mich aufrappeln und zwischen den Mächtigen durchgucken. Trotzdem war es ein Erlebnis, eben eines der besonderen Art. Müde, aber glücklich kehre ich in mein Refugium Villa Royale zurück.

Alle Fotos: Silvia Matras