Erwin Schrott: Tango Diablo. (Great Voices, Konzerthaus)

Erwin Schrott: Bassbariton. Claudio Constantini: Bandoneon. Santiago Cimadevilla: Bandoneon. Jonathan Bolivar: Gitarre. YuChen: Klavier

Ein klug zusammengestelltes Programm, mit dem Erwin Schrott als Sänger und als Entertainer glänzen konnte! Dass es der letzte Abend vor der neuerlichen Schließung aller kulturellen Aktivitäten war, erhöhte die Temperatur im Publikum und bei den Künstlern in gleicher Weise. Als ob es galt, den öden kommenden Wochen ein Schnippchen zu schlagen. Und wer könnte das besser als Mephisto! Ach, hätte er doch die Macht, die ihm Goethe zuschrieb! Dann würde er vielleicht all die unsinnigen Verbote, die die Kultur für Wochen in den Keller sperren, mit einem Handstreich und einem höhnischen Hohoho zunichte machen.

Erwin Schrott nahm für diesen Abend die Rolle des allmächtigen Mephisto ein: Mit der sonoren Bassbaritonstimme füllt er den Saal bis in die letzen Winkel. Wenn er in höhnisches Gelächter über die kurze Liebe Fausts zu Gretchen ausbricht (aus: Gounod, Faust,“ Vous qui faites l´endormie“) oder mit „Voici des roses“ (Berlioz:“ La damnation de Faust“) Gretchen und Faust mit trügerischer Sanftheit einlullt – er ist auch ganz ohne Kostüm, Maske und Kulisse Mephisto. Völlig enthemmt und toll geworden singt er die Arie „Voici donc les débris…Nonnes qui resposez“ (Meyerbeer:“ Robert le diable“), pfeift schrill und bedrohlich, als hätte sich der Höllenschlund aufgetan.

Dazwischen fährt er die Betriebstemperatur ein wenig hinunter und stellt vier junge Streicher vor, die als „Ensemble Quartissimo“ den Preis „Die goldene Note“ gewannen. Sie spielten sehr flott den Mephisto Walzer Nr.1 von Franz Liszt.Schwungvoll setzt Ernst Schrott mit Arrigo Boitos Lied „Sono lo spirito che nega“ aus „Mefistofele“fort. Das ist ein ganz anderer Mephisto, ein heiterer, witziger, der im Sambaschritt dahertänzelt. Von da gehts direttissima zu Astor Piazzolla mit „Tango del Diablo“ . Danach mit „Vuelvo al sur“ – ein Sehnsuchtslied nach der alten Heimat. Mit „Pasional“ von Soto und Caldara endete das Programm sehr dramatisch.

Trotz langem und begeistertem Applaus gab es nur eine Zugabe.

Die nächsten Great Voices -Termine sind – so die Regierung die Kultur frei gibt :

Am 15. Jänner 20121 stellt sich der neue Startenor Benjamin Bernhelm mit Arien von Donizetti bis Puccini vor.

Am 28. Februar 2021 wird Asmik Gregorian, die berühmte Stimme für Salome, singen.

Der Abend mit Jonas Kaufmann ist verschoben. Ein neuer Termin ist noch nicht bekannt.

http://www.greatvoices.at

Apropos „Kultur in den Keller gesperrt“! Ich empfehle allen, die sich mit der rigorosen Schließung aller Kultureinrichtungen nicht abfinden, bzw. sie nicht verstehehn können, das Empörungsfeuilleton von Renate Wagner:/https://onlinemerker.com/apropos-verdammt-noch-mal/