Festspiele Reichenau: Carl Zuckmayer, Des Teufels General.

Regie und Textfassung: Hermann Beil, Bühne: Hans Kudlich, Kostüm: Erika Navas

Gleich vorneweg: Es ist das Beste, was man seit langem auf dem Theater gesehen hat! Ein großartiges Stück von der Meisterhand Zuckmayers, eine unprätentiöse Regie, die sich ganz dem Text unterordnet und vor allem: Ein Ensemble, das alle Wünsche erfüllt. Keine Rolle, die nicht ideal besetzt wäre. Dazu kommt noch die bedrückende Aktualität: Krieg ist Mord, egal ob Angriffs- oder Verteidigungskrieg!

Politiker sollten sich dieses Stück ansehen und über diverse Parolen nachdenken! Und Martin Kusej würde ich auch empfehlen, sich hineinzusetzen, um einmal zu erleben, wie gutes Theater gemacht wird!

Lebensprall, ganz der Rolle eines „Mannsbildes“, das nur zwei Sachen im Kopf hat: die Fliegerei und den Lebensgenuss: Stefan Jürgens als Harras. Dass er Curd Jürgens, der in dieser Rolle zur Filmikone wurde, auch noch in Statur und Optik ein wenig ähnelt, ist gar kein Schaden. Dennoch bleibt Stefan Jürgens nicht an dem Vorbild hängen, sondern arbeitet sehr deutlich den Wandel vom Superhelden, dem die Nazis auf den Geist gehen und der meint, ihm könne das Regime nichts anhaben, zum Zweifler, bis zum Verzweifelten heraus. Besonders intensiv ist die Schlussszene mit Oderbruch (André Pohl ist großartig, ganz zurückgenommen, s. Foto ), als Harras erkennen muss, dass er an dem mörderischen Krieg mitschuldig wurde, auch wenn er immer nur fliegen wollte. Berührend Dirk Nocker als Korrianke – Chauffeur und treuer Freund von Harras. David Oberkogler spielt den Hartmann punktgenau – zermürbt von der ERkenntnis, dass dieser Krieg sinnloses Hinschlachten ist. Rainer Friedrichsen als Sigert von Mohrungen vertritt den Typus des Deutschen, der an Hitler glauben möchte, aber einsehen muss, dass die Werte, an die er glaubte, dahin sind. Den unsympathischen Intriganten gibt Tobias Voigt ganz ohne die übliche „Naziübertreibung“. Jede einzelne Rolle ist ideal besetzt und wird punktgenau in der Rolle gespielt. Die Frauen haben es ja in diesem Stück nicht gerade leicht, aber in dieser Inszenierung sind sie mehr als nur Entourage. Johanna Arrouas ist ein perfide, ehrgeizige und überzeugte Nazifrau, die sich vom koketten „Pützchen“ zur gefährlichen Intrigantin entwickelt. Emese Fay als mahnende und besorgte Olivia, Elisa Seidel als Anne Eilers als fast antike Tragödin spielen sehr überzeugend. Johanna Prosl als junges Mädchen, das dem Charme des „Helden“ Harras sofort erliegt, meidet in der Liebesszene jeden Hauch von Kitsch.

Kostüme, die in die Zeit passen, und wenige, notwendige Requisiten geben der Aufführung den richtigen Rahmen.

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