Joseph Lorenz liest die „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler.

Wenn Jospeh Lorenz Schnitzler liest, ersetzt er uns Zuhörern jeden Film oder auch jeden Theaterabend. So klar und von einander abgesetzt führt er uns die einzelnen Figuren vor Augen.

Es beginnt harmlos. Die übliche Eheszene: Fridolin und Albertine kommen von einem Ball zurück. Geplauder. Die ersten Geständnisse: Sie erzählt von dem schönen jungen Dänen, dem sie fast gefolgt wäre, er von dem jungen Mädchen am Strand. Langsam lässt Lorenz die Atmosphäre schwüler werden. Erotik – eingestandene und erträumte, erhoffte, schafft einen feinen Riss zwischen den beiden Eheleuten. Fridolin wird zu einem Krankenbesuch gerufen – und in dieser Nacht folgt er all seinen Lüsten und Vorstellungen. Alle Frauenfiguren, denen er in dieser Nacht begegnet, sind Verkörperungen des männlichen Begehrens oder der Ablehnung. Wie Jospeh Lorenz diese Frauen mit seiner feinen Gestaltungskraft körperlich vor den Zuhörern erstehen lässt, ist immer wieder erstaunlich. Er ist die blasse, schüchterne Marianne, die ihm verschämt ihre Liebe gesteht, dann die blutjunge Prostituierte Mizzi, die für den verstörten Fridolin viel Verständnis aufbringt und vor allem die unbekannte Schöne, die ihn während des Festes, das Schnitzler so zwischen einem Swingerclub und einem erotischen Geheimbund schildert. All diese Frauen lässt Lorenz als lebensvolle Charaktere erstehen, gibt ihnen durch seine Stimme und Gestaltungskraft Aussehen und Auftreten.

Vielleicht, so hörte ich, gibt es eine Wiederholung. Wir hoffen.