Hugo von Hofmannsthal: Der Schwierige. Theater in der Josefstadt

Es ist schon recht schwierig mit dem Schwierigen. Inszeniert ihn ein Regisseur in einem traditionellen Bühnenbild, also in einem Wiener Salon der Jahrhundertwende, wird ihm sicher Einfallskosigkeit und Altertümelei vorgeworfen. Der Regisseur Janusz Kica entschied sich für eine moderne Version und ließ Karin Fritz eine kahle Bühne in Schwarz-Weiß bauen. Einziges Inventar eine niedere Bank.
In diesem Ambiente müssen sich die Schauspieler um so mehr auf die Sprache konzentrieren – die aber wiederum im allzu starken Kontrast zur Umgebung steht. Deshalb hat auch Michael Dangl als Hans Karl Bühl zu Beginn einige Schwierigkeiten, den Überdruss an dem gesellschaftlichen Leben zu spielen. Erinnerungen an den Krieg quälen ihn. Trotzdem muss er sich mit den dümmlichen Wünschen seines Neffen Stani – gut Matthias Franz Stein – herumschlagen und seiner Schwester zuliebe auf die Soirée gehen. Das alles ist ihm zuwider,zu hohl. Nun ist es nicht leicht,dieses „taedium vitae“ im leeren Raum zu spielen. Die so fein gesponnene Sprache Hofmannsthals läuft Gefahr, sich zu verlieren und manchmal deplaziert zu wirken. Etwa wenn ihn seine Schwester Crescence – großartig Ulli Maier – in der 3. Person anredet: „Weiß er, was er da meint?“ – Nein, Kari, wie er von allen genannt wird, weiß es nicht. Denn so manche Sätze Hofmannsthals kommen wie Lehrsätze über das Leben daher. Ihre Sprödigkeit aufzulockern ist selbst für Michael Dangl nicht immer leicht.
In dem durchwegs gut besetzten Ensemble fällt nur Alma Hasun heraus. Ihre Helene ist allzu blass. Sie sollte ja in dieser Komödie die starke Frau im Hintergrund sein, die in sich ruht und dem Treiben der Gesellschaft gelassen zusieht. Aus dem sicheren Wissen, was richtig ist, wird sie Kari schließlich einen Heiratsantrag machen.Aber diese Stärke strahlt Alma Hansun nicht aus. Sie wirkt eher wie ein stilles Mauerblümchen. Dadurch verliert das Stück an Spannung.

So stellt man sich am Ende die Frage, ob Hofmannsthals Sprache nicht doch Tapeten, Samtsofas und das Flair eines Salons braucht, um zu wirken?