Julya Rabinowich, Krötenliebe. Deuticke

Ein Buch, das jeden fesseln wird, der sich für Alma Mahler-Werfel und die Wiener Gesellschaft um 1900 interessiert. Noch dazu brillant geschrieben und gründlich recherchiert. Alma, die Männer vergiftet, Alma, die Männer anzieht, von sich stößt, wie es ihr gefällt. Alma ohne Glorienschein. Aber nie reißerisch, eher hoch poetisch. (Allerdings vermisst man manchmal das wachsame Korrektur- Auge eines Lektors!)Schon das Titelbild sagt alles aus: Vier Glasgefäße, in einem ein Lurch, dann Kokoschka, im mittleren Glas Alma, rechts der Naturwissenschaftler Paul Kammerer. Es beginnt mit Dresden 1918, Kokoschka hat sich nach der Trennung eine Almapuppe machen lassen. Doch der sexuelle Akt mit ihr befriedigt ihn keineswegs. Er tobt gegen Alma, verwünscht sie und begehrt sie. Dass wir, die Leser und Nachwelt, überhaupt erst einmal etwas über diesen genialen Naturwissenschaftler Paul Kammerer erfahren, ist das Verdienst der Autorin. Sie brachte diese tragische Figur ans Tageslicht, seine aussichtslose Liebe zu Alma, seinen verzweifelten Selbstmord. Ein faszinierendes Buch, man möchte es in einem Atemzug durchlesen. Aber dazu ist die Sprache zu kostbar. Die sollte man seitenweise genießen. Das Abstoßende, Abgründige ist selten noch in so schlicht-kostbare Sätze gegossen.
Silvia Matras empfieht: J. Rabinowich, Krötenliebe!!!!!