Kammerspiele in der Josefstadt: Beau Willimon, The Parisian Woman

Regie: Michael Gampe

Das Bühnenbild (Walter Vogelweider) deutet eine Wohnung, Loft oder Haus im eleganten, nichtssagenden, teuren Allerweltstil an. Washington zur Zeit der Trumpregierung. Alles dreht sich um den Präsidenten, der jedoch persönlich nicht auftritt. Jeder ist irgenwie mit diesem Trumpphänomen beschäftigt: Entweder man schleimt sich ein oder man ist gegen ihn. Eine neutrale Einstellung ist nicht möglich.

Mit einer hochkarätigen Besetzung macht Michael Gampe aus einer seichten Boulevardkomödie einen äußerst vergnüglichen Abend, der gar nicht so oberflächlich ist, wie es zu Beginn scheint. Chloe (Maria Köstlinger) ist ein intelligentes Luder, das im Hintergrund an der Karriere ihres Mannes Tom (Herbert Föttinger) werkt. Dass sie mit Peter (Michael Dangl) ein kurzes Techtelmechtel hat, stört den Ehemann nur peripher. Denn die beiden führen eine „offene Ehe“, in der sie voreinander keine Geheimnisse haben. Den kreuzverliebten Peter serviert Chloe in dem Augenblick ab, als er für die Karriere ihres Mannes nicht dienlich ist. Peter will die Stelle des obersten Bundesrichters. Hat aber nur geringe Chancen. Nun spinnt Chloe ihre Intrige, die fies ist, aber so ist eben Politik: Bestechung, Betrug und Erpressung. Wie Chloe sich an die naive Jeanette heranmacht, bereitet dem Zuschauer pures Vergnügen. Diese Jeanette ist die oberste Chefin der Finanzaufsicht – köstlich stockkonservativ und republikanisch gespielt von Susa Meyer. Ihr wichtigstes Ziel ist neben dem Beruf die Karriere ihrer Tochter Rebecca. Wieder einmal darf Katharina Klar die Rolle der Aufmüpfigen spielen, und das macht sie gut.Dass Chloe dieses junge Ding sich durch Sex gefügig macht und damit die Mutter erpresst – ist wohl ganz fies, aber genial angelegt. Jeanette soll bei Trump für Tom ein gutes Wort einlegen, sonst macht Chloe öffentlich, dass Rebecca lesbisch ist. Der Coup gelingt. Tom wird oberster Richter.

Der Titel ist etwas weit hergeholt: Chloe träumt noch immer von ihren unbeschwerten Jahren in Paris, wo sie im Freieheitsrausch und in der Liebe zu einem Künstler ihr Leben genoss. Deshalb schickt sie Rebecca nach Paris, bevor diese ihre Karriere im politischen Sumpf beginnen soll.

Ein amüsanter Abend, der mit Humor und Zynismus die Welt der Politik durchleuchtet. Für die Zuschauer ein Genuss. Man darf über die Unmoral lachen!!!

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