Konzerthaus: Fritz Lang, Metropolis. Aus dem Zyklus „Film+Musik live

Improvisationen zum Film: Thierry Escaich an der Orgel

Orson Wells hat den Film als Machwerk verdammt. Doch auch ein Wells kann sich irren: Metropolis ist ein Meisterwerk der Filmgeschichte, das man gesehen haben muss.

Im ausverkauften Konzerthaus sah man die perfekte Restaurierung aus dem Jahre 2010 durch die Friedrich -Wilhelm- Murnau – Stiftung. Es wundert niemand, dass die UNESCO diesen Film in die Liste des Dokumentenerbes aufgenommen hat.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Thea von Harbou (1925), die gemeinsam mit Fritz Lang das Drehbuch verfaßt hat. Man staunt, was alles voausschauend die Autorin in den Roman eingepackt und Ftitz Lang filmisch umgesetzt hat:

Es sind die Turbojahre der späten 20er, als die Oberschicht in einem luxuriösen Teufelstanz lebt und die Arbeiter und untere Mittelschicht um das tägliche Brot in Fabriken schuftet. Es ist die Zeit der großen Not, die den Nährboden für Hitler aufbereitete.

Fritz Lang schuf gemeinsam mit dem Filmarchitekten Otto Hunte eine gigantisches Szenarium der Zukunftsstadt. Interessant ist, dass gleichzeitig mit dem Film in Italien Fortunato Depero den Futurismus gründet. Seine Bilder gleichen denen im Film, mit dem Unterschied, dass Depero eine durchaus positive Sicht auf die Welt der Maschinen hat. Lang und Hunte hingegen nehmen die Gigantomanie und die Gefahren einer Entwicklung voraus, die heute längst schon in den grausamsten Ausuferungen realisiert ist: Hochhäuser, wo die Oberschicht in Lofts, Clubs, Bars, künstlichen Gärten (Gaudì mag Pate gestanden haben) den Wahnsinnstanz vor dem Abgrund tanzt. Unten, tief unter der Erde schuften die Arbeiter, Eindrucksvoll beginnt der Film mit dem „Schichtwechsel“: Eine anonyme Schar marschiert im Gleichschritt heraus,gebeugt, gesichtslos, eine ebensolche marschiert in die Fabrikshallen hinein.

Maria, die Lichtgestalt (Brigitte Helm), versucht den Arbeitern Trost zu spenden und Hoffnung auf Rettung zu vermitteln. Der Mittler zwischen Ober- und Unterschicht wird ausgerechnet Feder (Gustav Fröhlich) , Sohn des Herrschers der Stadt und der Fabriken (Alfred Abel) Joh Federsen sein. Der machtgierige Wissenschaftler Rotwang (Rudolf Klein-Roggge) schafft eine Kunstfigur genau nach Marias Ebenbild, die die Arbeiter zum Aufstand aufstachelt. Diese stürmen die Fabrik, zerlegen die Maschinen, dabei öffnen sich die Schleusen und Wassermassen überfluten die Unterstadt, die Fabrik und lassen Häuser zusammenstürzen. Das sind Szenen, die man nicht so schnell vergessen kann. Mauern stürzen ein, das Straßenpflaster bricht auf, das Wasser droht alles zu vernichten. Als die Revoltierenden erkennen, dass sie einer Kunstfigur aufgesessen sind, verbrennen sie diese auf dem Scheiterhaufen.- beklemmend!

Dürrenmatt schrieb in seinem Drama „Die Physiker“ einen Satz, der die Gefahren der Wissenschaft auf einen Punkt bringt: „Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.“ Es erschreckt, in welchem Ausmaß der Film Entwicklungen aufzeigt, die damals noch drohende Visionen waren und heute aus der digitalen Welt nicht mehr wegzudenken sind: die Erschaffung des künstlichen Menschen, der künstlichen Intelligenz, die lückenlose Überwachung – auch per Videotelefon ! -. und vieles mehr. Ein Film, der uns Warnung sein sollte!

Ein Wort zu den Improvisationen von Thierry Escaich an der Orgel: Weniger wäre mehr gewesen. Die Bildsprache ist so wuchtig, dass wuchtige, laute Musik oft zu viel ist..

Ein besonderes Lob gilt wieder einmal den Verantwortlichen des Programmheftes. in dem interessante Artikel über die Architekur des Filmes und die Geschichte der Restaurierung zu lesen sind.

http://www.konzerthaus.at