Kultursommer Semmering: Senta Berger liest Alfred Polgar „Sie und Er“.

Musikalische Begleitung: Semmeringer Salonquartett

Senta Berger hat vom ersten Augenblick die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Locker erzählt sie über ihren Zugang zu dem Schriftsteller Alfred Polgar, den sie erst im zweiten Anlauf als einen „intelligenten Beobachter der archaischen Eigenschaften der Menschen“ kennen lernte.

Sofort ist das Publikum gebannt von den Figuren, die Senta Berger entstehen lässt: Mit Stimmwechsel, sparsamen Gesten, einem feinen Minenspiel und vor allem auch gekonnten Pausen, die auf die Pointe vorbereiten, entstehen lebendige Figuren, die allen im Publikum irgendwie vertraut sind. „Sie und Er“ sind Menschen des Alltags, die streiten, zanken und letztendes doch ein Zueinander finden trotz aller Widrigkeiten. Die feine Balance zwischen Ironie und Bitterkeit, zwischen Eifersucht und bedingungslosem sich Fügen, zwischen Angst, den anderen zu verlieren, und Ärger über den Partner, der sich bis zu momentanem Hass steigern kann, all dieses Panorama menschlicher Beziehungen fängt Alfred Polgar in fein gesponnenen Alltagsbeobachtungen ein. Ja, es „menschelt“ sehr. Und Senta Berger gibt diesen Menschen ihre Stimme, macht aus den Texten Minikomödien. Dem grantigen Ehemann, der seine Frau beim Essen beobachtet, gibt sie ihre Stimme genaus so wie den intriganten Freunden, die hämisch beobachten, wie aus dem ehemals gestandenen Kerl nach der Hochzeit ein „Schlucksi“, ein seiner Angetrauten hündisch ergebener Ehemann wird.

Begleitet wurde sie vom „Semmeringer Salonorchester“, die flotte, frisch-freche Musik von Carl Michael Ziehrer, Fritz Kreisler und Ferdinand Ries passend zu Texten spielten. (Luís Morais 1. Violine, Anna-Katharina Tittgen 2. Violine, Giorgia Veneziano Viola, Ute Groh Cello)

Im nachfolgenden „Künstlergespräch“ mit Florian Krumpöck erzählte sie über ihre Eltern, die trotz der ärmlichen Verhältnisse, in denen sie lebten, ihr eine künstlerische Erziehung boten. Gefragt nach Gedanken zum Tod – die Künslterin wurde gerade 80 – meinte sie: „Ich muss Endlichkeit erst lernen. Immer noch glaube ich, dass ich unsterblich bin.“ Freimütig gestand sie ein, dass sie in den Morgenstunden sehr wohl die trüben Gedanken vertreiben muss. Dennoch hat sie sich ihren Grabstein und die Schrift darauf schon ausgesucht. Dann mit Augenzwinkern: „Ich will ja wissen, unter welchem Grabstein ich liegen werde.“ Ihr lebensbejahender Humor und ihre Liebe zur Familie sind wohl die Hauptstützen, die sie durch ihr Leben tragen. Eher nüchtern handelte sie ihre Filmkarriere in Hollywood ab. Als sie die Rolle der Buhlschaft übernahm, war sie sehr froh, „in die eigene Sprache und Lebensweise zurückzukehren.“ Stolz ist sie auf die Filme, die sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Michael Verhoeven drehte. Dass sie der berühmten Schauspielerin Catherine Deneuve ihre Synchronstimme lange Jahre lieh, war wahrscheinlich nicht allen im Puvlikum bekannt. Obwohl Senta Berger anlässlich ihres 80. Geburtstages schon zahlreiche Interviews in Radio und Fernsehen gab, wirkte sie im Gespräch, als erzählte sie alles zum ersten Mal. Auch das ist große Kunst.

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