Kunsthistorisches Museum: Ganymed in Love

Inszenierung: Jacqueline Kornmüller, Produktion: Peter Wolf

Diesmal also ist die Liebe das Thema. Als Gegenentwurf zur mehr und mehr liebeleeren Welt? Oder als Nachdenkimpuls: Wen liebe eigentlich ich? Wer liebt mich? Was ist banale Liebe? Unterschiedliche Begriffe von Liebe werden szenisch, musikalisch im nicht immer klar verständlichen Zusammenhang mit dem gewählten Bild dargestellt. Was aber nicht unbedingt ein Fehler ist. Je mehr Fragen, desto intensiver das nachfolgende Nachdenken darüber. Hier nun meine persönlichen Favoriten:


Johanna Prosl „Frigide“
Foto: Helmut Wimmer

Der Text von Lize Spit zu dem Bild von Joseph Heintz „Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers“ und die intensive Spielweise von Johanna Prosl gehen unter die Haut. Allerdings kann man den Zusammenhang zwischen Bild und Performance nur erahnen. Ein Mädchen beobachtet ihren Vater, als er mit heruntergelassener Hose Pornobilder im Internet anschaut. Voller Angst schleicht sie in ihr Zimmer, der Vater geht ihr nach. Aber nicht die erwartete Missbrauchszene folgt, sondern der ein vorsichtiger Versuch des Vaters, ihr sein Verhalten zu erklären. Gut gespielt.

Ulli Maier (Foto: Funke-Stertz.de)

Ulli Maier zählt zu den intensivsten Schauspielerinnen im Josefstadtensemble. Wer sie als Maria in „Josef und Maria“ von Peter Turrini erleben durfte, weiß, wovon ich rede. Wie sie den Text von Milena Michiko Flasar zum Bild „Alte Frau am Fenster“ von Gerard Drou spielt, das hat Intensität und Tiefe. Eine alte Frau schaut auf ihr Leben zurück, nimmt Abschied von ihr lieb gewordenen Dingen. Nicht wehmütig, sondern fast zufrieden.

Mystisch und einfach schön: Gesang und Tanz von Mira Lu Kovacs vor dem Bild „Das Haupt der Medusa“ von Peter Paul Rubens.

Die Geschichte „Die Schöne und das Biest“ mag wohl Gedankenpate gewesen sein für die Interpretation des Bildes „Heilige Margarete“ von Raffael. Die Heilige blickt unerschrocken auf das fauchende Ungeheuer zu ihren Füßen. Genial, wie Martin Eberle mit seiner Trompete die Leiden, das Warten auf die Schöne (wunderbar getanzt von Manaho Shimokawa) bringt!

Zwölf Szenen und Interpretationen über die Liebe! In der Verschiedenheit liegt der Reiz dieses Abends.Weitere Vorstellungen: 29.5./ 5.6./ 15.6

http://www.ganymedinlove.at