Lillian Hellman, Die kleinen Füchse. Theater in der Josefstadt

Es war ein berührender und verstörender Abend. Das Spiel zwischen Regina (Sandra Cervik) und ihrem Ehemann Horace (Herbert Föttinger) war so beklemmend, so nahe an einer geglaubten oder echten Realität,dass dem Publikum der Atem stockte. Da sitzt der todkranke Mann im Rollstuhl und weiß um den Betrug der Familie und um die Machtgier seiner Frau. Niemand sonst ist auf der Bühne. Nur er im Rollstuhl. Unbeweglich. Ein leiser sirrender Ton. Sonst nichts.Das dauert etwa zwei Minuten, in denen nichts geschieht. Aber im Gesicht des Ehemannes ist alles abzulesen: Einsamkeit, Trauer über sein Leben ohne Liebe, Wissen um seinen nahen Tod. Eine ganz starke Szene. Und dann die Szene zwischen den beiden: „Ich weiß, dass du bald sterben wirst. Und ich habe meist Glück…daher wirst du sehr bald sterben“ sagt sie zu ihrem Ehemann, den sie nur aus Berechnung heiratete.Horace erleidet einen Herzanfall, bittet seine Frau, ihm die Medizin zu bringen. Doch sie bleibt unbeweglich stehen, sieht zu, wie er langsam stirbt. Eine der stärksten Szenen, die man je auf der Josefstädter Bühne sah. Zwei Schauspieler von höchster Intensität!
Worum ging es der Autorin in diesem Drama? Sie wollte eine Frau aufzeigen, die mächtiger und schlauer ist als ihre Brüder, die vom wirtschaftlichen Erfolg auf Kosten anderer nicht nur träumt, sondern die Träume auch umsetzt. Die dafür ihre Tochter an deren unfähigen
Cousin verheiraten will, ihren Brüdern vom erhofften Gewinn 80% abluchst und schließlich kalt zusieht, wie ihr Mann stirbt. Denn durch seinen Tod wird sie ihr Ziel, die Macht in der Firma zu festigen, erreichen. Eine negative Heldin, eine Antifrau.
Ort und Zeit der Handlung: 1929 in den Südstaaten. Schwarze werden noch als Nigger bezeichnet und ausgebeutet. Ein Deal mit einem Investor aus New York (Roman Schmelzer) steht bevor. Und Regina wird ihn durchziehen. Und geht als Siegerin aus dieser Schlacht hervor. Doch die Tochter (Alma Hasun) flieht vor dieser Mutter, will mit ihrem Geld nichts zu tun haben. Schade nur, dass ihr Schlusssatz so typisch amerikanisch ist. Alma: „Ich verlasse dich, ich will mit deinen übelen Machenschaften nichts zu tun haben..und werde für eine bessere Welt kämpfen.“ So oder so ähnlich spricht sie und rennt weg.Dieses Pathos ist aufgesetzt. Der Autorin war es offensichtlich um einen positiven, das Image Amerikas rettenden Schluss zu tun.
Ein Wort zum Titel: Horace zitiert aus dem Hohelied: „Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, die uns die Weinberge verderben.“ Und meint damit die überehrgeizigen, über Leichen gehenden Kleinunternehmer, wie eben seine Frau und deren Brüder. Aber niemand außer REgina wird sie fangen. Doch sie ist selbst der gefährlichste Fuchs.

Silvia Matras empfiehlt dieses Stück!!