Marie Antoinette. Ballett an der Volksoper.

Aufführung am 23. Mai 2016

In der Neufassung von Patrick de Bana. Diesmal Natascha Mair als Marie Antoinette. Sie tanzt die Rolle als die Jugendliche, das Mädchen, das in diese Ehe von Maria Theresia hineinpolitisiert wird und sich am französischen Hof recht munter zurecht findet, da und dort flirtet und erst im Gefängnis und knapp vor dem Tod durch die Guillotine die Tragik ihres Lebens erfasst. Ein interessanter Vergleich zur Rollenauffassung von Olga Esina, die Marie Antoinette von Beginn an mit einem Hauch von Tragik tanzt.
Interessant übrigens, dass Marie Antoinette und Elisabeth, die Schwester von Ludwig XVI., als einzige in Spitzenschuhen tanzen, was ihre besondere gesellschaftliche Rolle hervorheben soll.
In einem wunderbaren Rahmen aus reflektierenden dunklen Glaswänden (Bühnenbild Alberto Esteban und Area Efimeros) tanzt die Wiener Hofgesellschaft. Marie Antoinette wird von ihrer Mutter -großartig Laura Nistor, die in dieser Rolle debütiert und ihrer Kollegin Rebecca Horner, die diese Rolle ebenfalls tanzt, in Nichts nachsteht – an den jungen Ludwig verheiratet. Mit immer dabei – mit Argusaugen wachend: Maria Theresia. Wie de Bana Maria Theresia als spinnenartige Beobachterin und Sittenwächterin ihrer Tochter sieht, ist neu, verstörend und sehr spannend.
Zunächst ist das Leben für Marie Antoinette am Hof von Ludwig XVI. heiter und unbeschwert- die Kostüme von Agnes Letestu drücken das gut aus – bis die ersten Revolutionsanzeichen in die Hofgesellschaft flattern. Im 2. Akt bricht die ganze Wucht der Revolution über das Paar und den Hof herein – hervorragend choreographiert – und Ludwig wird zur Guillotine geführt. Zurück bleibt Marie Antoinette in Isolation und Verzweiflung. Knapp vor ihrem Tod glaubt sie sich mit Ludwig und Elisabeth vereint, doch das Schicksal führt auch sie zur Guillotine.
Als packende Figuren führt de Bana „das Schicksal“ und den „Schatten der Marie Antoinette“ ein. Sie tanzen zur rasenden Musik von Carlos Pino-Quintana (Auftragskomposition) den Tod, der Marie Antoinette vom Anfang an bedroht. Francesco Costa und Nikisha Fogo brillieren in diesen schweren Rollen.
Noch ein Wort zur Musik: Sie kommt aus der Konserve und ist ein gut zusammengestellter Mix von Rameau bis Mozart und anderen Komponisten, die zu dieser Epoche passen.