Luca Di Fulvio: Es war einmal in Italien. Lübbe Verlag

Aus dem Italienischen von Elisa Harnischmacher

Will man um sich die Welt vergessen, dann greift man gerne zu den Büchern von Luca Di Fulvio, des beliebtesten Bestsellerautor Italiens.

Nun hier sein neuer, 700 Seiten starker Roman. Wir befinden uns in Rom um 1870. Es ist die Zeit, als aus den vielen Kleinstaaten ein geeintes Italien wird. Aber Rom gehört noch zum Kirchenstaat. Die Kämpfe um diese Stadt bilden den Kern dieses Romanes. Die unterschiedlichsten Interessen und Figuren kämpfen auf verschiedenen Seiten, um dann doch zu einer Einheit zu finden, die da heißt: Italia.

Da ist der Knabe Pietro aus dem Waisenhaus, den eine Contessa an Sohnes statt annimmt. Der unerwartete Wechsel in Luxusleben endet jäh, als der Conte stirbt und die Contessa – im Roman meist Nella genannt – all ihrer Güter beraubt wird. Beide ziehen nach Rom in ein Elendsviertel. Dann ist da das Mädchen Marta, auch sie ein Waisenmädchen. Sie wurde von Melo, der als Pferdeknecht in einem Zirkus arbeitet, aufgezogen. Rund um diese drei Hauptfiguren entwickelt Di Fulvio das Panorama Roms – prächtig, schmutzig, verkommen und doch anziehend. Die Rovolution brodelt, alle kämpfen – alle aus verschiedensten Motiven. Und das ist auch die Crux des Romanes: die ermüdenden Kampfszenen nehmen viel zu viel Raum ein, Brutalitäten nützen sich ab, der Leser beginnt quer zu lesen. Schade! Im Grunde könnte Di Fulvio den Roman um die Hälfte kürzen, dann wäre er toll. So ist er ein Pageturner, weil man ungeduldig über die seitenlangen Kampfberichte hinwegblättert.

Außerdem stößt der allzu ausgeprägte Hurrapatriosmus aller Figuren ein wenig sauer auf. Trotz ausgezeichneter Figurenzeichnungen enttäuscht der Roman. Leser, die Di Fulvios lebensnahe und ans Herz greifende Erzählgewalt kennenlernen wollen, denen sei der Roman „Der Junge, der Träume schenkte“ empfohlen. Da zeigt sich Di Fulvio als Autor eines Pageturners der Sonderklasse! (s. auch meine Kritik).

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